Zu Beginn des 20ten Jahrhunderts entwickelte sich der Skisport dann rasant. Rennen wurden immer populärer und Skialpinisten durchstreiften die Berge im Winter. Die ersten Skifilme wurden gedreht und natürlich versuchten vereinzelte Skifahrer alpinistische Unternehmen mit Ski durchzuführen. Mehrtägige Durchquerungen und Gipfelbesteigungen wurden mit Ski durchgeführt. Die berühmte Haute Route, von Chamonix nach Zermatt, wird 1903 erstmals von Michel Payot und Joseph Ducroz vom 16. Bis zum 22. Januar mit Skiern durchgeführt.


Insbesondere der Brite Sir Arnold Lunn hinterließ seine eindrücklichen Skispuren. Er schreibt von einer Skiabfahrt am 30.04.1916 das Triftjoch im Oberwallis hinunter: „Der Hang war mehr wie fünfundvierzig Grad steil“ und sein Führer Josef Knubel meinte anschließend zu der Aktion: „kein einziger Führer wird diese Tour mit Ski wiederholen“. Lunn wurde anschließend sogar in Zermatt noch verhaftet da man ihn für einen italienischen Deserteur hielt. Noch war Weltkrieg. Offensichtlich hatten die zuvor von seinem Begleiter Josef Knubel angewendeten Tricks, unter anderem ein künstlicher Kragen, den von einer mehrtägigen Bergtour gezeichneten Engländer in eine vorzeigbare Erscheinung zu verwandeln, nicht gefruchtet. Das Missverständnis ließ sich glücklicherweise schnell aufklären.


Die zahlreichen Bergtouren und seine große Liebe zum Skisport trugen dem Briten schließlich sogar den Adelstitel „Sir“ für „seine Verdienste für den Britischen Skisport und die Englisch-Schweizer Beziehungen“ ein. Er ist einer der Initiatoren der bis heute berühmten Kandahar Skirennen. Doch Lunn war zudem ein starker Alpinist. Er führte zahlreiche Erstbesteigungen im Fels und lange Skidurchquerungen in den Schweizer Alpen durch und fuhr schließlich am 18.06.1917 zusammen mit Josef Knubel die Nordflanke des Dom de Mischabel, dem höchsten Gipfel der Schweiz. Seiner Beschreibung nach war diese Befahrung tatsächlich eine Unternehmung mit dem Ziel vom Gipfel weg eine Skispur zu legen. Rückblickend schrieb er: „Etwa siebzig Meter unterhalb des Gipfels, wird der Hang plötzlich sehr steil; stellenweise erreicht er fünfundvierzig Grad, das heißt die äußerste Steile, auf der Schnee noch liegen bleibt. An jedem andern Gipfel hätten wir die Ski abgeschnallt und wären zu Fuß weitergegangen; aber wir hatten es uns nun einmal in den Kopf gesetzt, eine Skispur bis zum höchsten Punkte des „Daches der Schweiz“ zu legen. (…) Und um halb zwölf Uhr hatten wir eine Skispur durch den höchsten Schneehang der Schweiz gelegt.“ Eine weitere Pioniertat des Engländers. Mit nur 1,60m langen Ski fuhren die beiden im Pflug geradeaus in Falllinie ab und bremsten zusätzlich mit den Skistecken. Unkonventionell – aber funktionell.

Inzwischen ist bekannt, dass fünfundvierzig Grad nicht die Grenze der Schneehaftung an steilen Hängen ist, zu dieser Zeit war die Leistung der beiden jedoch ungeheuerlich. Erwähnung findet sie daher auch nur bei Lunn selbst, was sie geschafft hatten entzog sich noch dem Verständnis der Öffentlichkeit. Zudem ist der Berg 4554 Meter hoch und auch heute noch eine alpinistische Herausforderung.
Es folgte einige Jahre später, am 19.05.1924 und nicht ohne ernste Probleme, die Erstbesteigung des Eigers mit Ski. Ein beinahe tödlicher Absturz in der Westflanke wurde mit viel Glück durch ein Seil gehalten. Es hatte sich hinter einem nur 10 cm breiten und 3 cm hohen Stein verfangen. Lunn und seine Gefährten kamen mit dem Schrecken davon. Mit Ski Abgefahren ist die Gruppe schließlich durchgängig ab dem Eigerjoch.
