Joe Nimble – Trailschuh Review

Schnell und sicher rauf, schnell und sicher runter. Was im Winter für die Berge gilt, hat auch im Sommer Gültigkeit. Um meine Grundfitness einigermaßen zu halten, gehe ich gerne Trailrunning. Dabei war zuletzt u.a. der Joe Nimble Trail Addict Schusters Rappen. Hier ein Erfahrungsbericht.

Vorab: Großer Fan bin ich nicht. Von Anfang an nicht. Unterm Strich war es aber doch Ok. Fotos vom „fertigen“ Produkt unten.

Crowdfunding

Der Schuh wurde von der Marke Bär – der Mutterfirma der Untermarke Joe Nimble, zunächst in einem Crowdfunding verkauft. Auch ich habe meine über das Crowdfunding gekauft. Das war natürlich irgendwie anders und aufregend.

Als die Schuhe dann nach etwas Wartezeit kamen, war ich direkt etwas von der Qualität enttäuscht. Ich schickte das erste Paar zurück, da sich das Fußbett ungut anfühlte. Kleine Hubbel drückten. Das Austauschpaar kam rasch, die Kommunikation war gut. Keine Klagen also in dem Punkt.

Passform

Meine Schuhgröße ist 42. Das hat mit der angegebenen auch zusammen gepasst. Vorne schön breit, hinten normal. Die Schafthöhe passte bei mir. Keine Klagen also. Aber ob ein Schuh passt, muss sich jeder selbst durch ausprobieren erschließen. Ich hatte bei dem Addict jedenfalls keine Probleme, bin da aber generell wenig anspruchsvoll und kann auch mit Flipflops lange Wanderungen genießen.

Gutes:

  1. Die breite Zehenbox. Für meine Füße ist das gut, denn meine Legofüße werden nicht gern in enge Schuhe gezwängt.
  2. Halt im Schuh ist gut. Einmal ordentlich fest gezogen sitzt das Ding ordentlich. Selbst leichte Kraxelei wie der Jubiläumsgrat zwischen Zugspitze und Alpspitze war kein Problem.
  3. Keine Sprengung. Das mag ich einfach, da ich dann aufrechter stehe und ein natürliches Abrollgefühl im Fuß habe.
  4. Grip – ist gut, die Michelin Sohle tut ihren Dienst.
  5. Dämpfung. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Selbst lange Touren bis zu 35-40km hat sich nicht allzusehr auf meine Füße übertragen. Müde Füße habe ich dann schon, aber auch mit jedem anderen Schuh.

Schlechtes:

  1. Warm! Der Schuh ist dick gepolstert und dadurch ziemlich warm. Mag ich nicht, gerade wenn es über 10°C hat sind die Dinger für mich die reinste Sauna. Wer unter kalten Füßen leidet, für den ist das sicher anders.
  2. Verschleiß des Oberschuhs. Ich wünschte ich könnte die genaue Zahl Kilometer sagen, die ich mit den Schuhen zurück gelegt habe. Viel mehr als 1.000 waren es aber sicher nicht. Schon früh fingen einzelne Stellen an aufzurauhen und Löcher zu bekommen, INNEN! Außerdem sind die Schnürsenkel sichtbar aufgearbeitet (was ich aber eher in die Kategorie Reifenverschleiß packe. Ist halt so.)
  3. Druchstichplatte. Als Option beim Crowdfunding konnte eine flexible Metalleinlage gekauft werden, die bei hartem Gelände unter die Innensohle gelegt werden kann. Habe das 1-2 Mal probiert und bekam fürchterliche Fußkrämpfe. Vielleicht ein individuelles Problem, bei mir funktioniert das jedenfalls nicht
  4. Gamaschen. Fehlkonstruktion. Nett ist, dass es hinten am Schuh einen Klettverschluss gibt, der die Gamasche da halten soll. Das tut sie auch. Vorne gibt es einen kleinen Haken, der sie vor den Schuhbändel halten soll. Das funktioniert gar nicht. Nach wenigen Metern hat sich die Gamasche ausgehängt. Jedes Mal. Hier sollte sich Joe Nimble ein Beispiel an z.B. Rab nehmen, die diesen Haken aus Blech fertigen, das man zudrücken kann, damit da nix mehr davon fliegt.
  5. Schnürsenkelgarage. Fehlkonstruktion. Die praktisch zu bedienenden Schnürsenkel (bei meinem ersten Paar, das ich zurück schickte, rutschten die noch durch, das zweite nicht mehr) sollen eigentlich in eine Schnürsenkelgarage an der Schuhzunge. Das hat nicht funktioniert, sie sind bei mir immer raus gefallen. Daher habe ich sie um die anderen drum rum gewickelt. Geht auch, ist aber nicht elegant. Hätte man sich also sparen können.

Fazit

5:5 Positiv vs. Negativ. Also eigentlich irgendwie ausgeglichen. Deshalb habe ich dem Schuh auch immer wieder eine Chance gegeben. Letztlich war ich aber leider nie so richtig zufrieden und werde daher auch keinen Joe Nimble mehr kaufen. Mal sehen was ihn ersetzt – vielleicht ein Altra?

Filmtipp

Gerade den Film Solving for Z | A Calculus of Risk auf Youtube angeschaut.

Subjektive Bewertung: 7/10

Schöne Aufnahmen sind wir von professionellen Leuten gewohnt. Diese gibt es auch in diesem Film. Hier geht es um die Geschichte eines Bergführers, stark verkürzt, natürlich, der recht analytisch und obszessiv an das Thema Sicherheit heran geht. Er arbeitet u.a. für Teton Gravity Research und ist wohl 20 Jahre lang selbst in keiner Lawine gewesen. Er sucht und fährt steile Hänge, ist für die Sicherheit von Skifilmdarstellern ( 😉 ) zuständig und macht keinen Hehl daraus auch an die Grenzen zu gehen Toller Beruf, super Herangehensweise an das Thema Sicherheit, schön zu sehen, dass so jemand auch ein Sendungsbewusstsein hat.

Nicht so toll finde ich das pathetische, die Musik, das monotone Wiederholen der immer gleichen Aussagen: Wir sind immer vorsichtig, passen auf alles gut auf. Trotzdem hat es auch uns erwischt. Es trifft uns in unserem Stolz und zerhackt unser Selbstbild, wenn wir durch die Realität eingeholt werden. Tue ich dem Film damit Unrecht. Vermutlich schon – er will zur Vorsicht aufrufen und das schafft er auch.

Was lernen wir aus dem Film? Das alte Werner Munter Zitat stimmt: Die Lawine weiß nicht, dass Du Experte bist.

Abseilen im Flaschenhals – Interview mit Martin Burtscher

Univ. Prof. Mag. DDr. Martin Burtscher empfängt mich freundlich und voller Energie in seinem Büro an der Universität Innsbruck im Institut für Sportwissenschaft. Er gilt als einer der führenden Höhenmediziner. Er ist etwas über 170 groß, sehnig durchtrainiert mit wilden Haaren und einem Vollbart. Er trägt Jeans und ein kariertes Hemd. Er stammt aus Vorarlberg. Sein Skipartner Kurt Jeschke () kam ursprünglich aus Kärnten und arbeitete bereits am Institut für Sportwissenschaft in Innsbruck als Martin Burtscher noch Student war.

Ich sitze ihm in seinem Büro an einem kleinen Besprechungstisch gegenüber. Überall stehen medizinische Apparate herum, Plakate von Publikationen hängen an den Wänden und durch die viele Technik wirkt der Raum eher klein. Sofort beginnt unser Gespräch, er hat sich die Geschehnisse Ende der 70er wieder in Erinnerung gerufen und möchte wissen wie die „Szene“ der Steilwandskifahrer heute aussieht. Das Limit ist heute kaum noch das bestimmende Thema, anders als in den 70er Jahren. Martin stellt die Hypothese auf, dass irgendwo knapp unter 60° wohl eine natürlich Grenze für das Skifahren bestünde. Er spricht hochdeutsch das einen kleinen österreichischen Einschlag hat, mit einer ruhigen, unaufgeregten Stimme. Beim Reden gestikuliert er wenig, unterstreicht oder veranschaulicht gelegentlich offensichtliche Bilder mit den Händen. Zwischendurch erzähle ich ihm immer wieder davon was andere Steilwandskifahrer zu seiner Zeit und später, meiner Recherche entsprechend, getan haben. Gelegentlich schaut er durch die Bilder und Dokumente, die auf dem Tisch vor uns liegen, wenn die Namen von Orten oder Bergen fallen zeigt er mir die entsprechenden Fotos. Auf einem der Bilder ist die Ortler Nordwand zu sehen, dabei steht ein Datum – 9. Juni 1978. Er legt mit seinen Erzählungen direkt los.

M: Am Ortler sind wir nicht durch den Flaschenhals gefahren, da war es für uns zu steil, nahezu senkrecht. Außerdem wären wir nicht durch gefahren, es kam ständig etwas von oben und ist natürlich genau da durch gefallen. Also ich kann mir das bis heute nicht so richtig vorstellen, dass der Andi Orgler da hindurch gefahren ist, aber vielleicht hatte er großes Glück und die Bedingungen waren ideal. Wir kannten ihn ja ganz gut damals. Die Abfahrt vom Ortler haben wir sprichwörtlich überlebt. Ständig kam etwas von oben herunter, Eis und Schnee. Wir fuhren, hielten an, dann kam etwas geschossen, dann fuhren wir wieder und so weiter. Das war wirklich heiß. Unten sind wir auf Höhe der Tabarettahütte hinaus und sind in einem Zug nach unten bis in den Wald abgefahren. Dort haben wir uns umgezogen und trafen ein paar Paar Tourengeher. Die sagten, dass ein paar Minuten nach uns eine riesige Lawine abgegangen wäre. Da hätten wir keine Chance gehabt. Ja, so Sachen muss man „überleben“.

Wir sind auch immer wieder in Eisbrüche gefahren, um zu trainieren, um zu sehen was überhaupt möglich ist. Da haben wir ausprobiert, wo man noch einen Schwung ansetzten kann. Wir haben geschätzt, dass man so etwa bis maximal 60° fahren kann. Heute fährt man ja ganz anders, mit Geschwindigkeit. Wir sind meist gerutscht und dann geschwungen, wieder gerutscht und geschwungen.

Vieles hier in der Umgebung, Hohe Munde oder Schrankogel, sind wir oft auch mit unseren besten Studenten gefahren. Das sind so 40° – das kann aber auch schon ziemlich steil sein, vor allem wenn die Bedingungen nicht optimal sind.

 

B: Wie kamt Ihr überhaupt zum Steilwandskifahren?

M: Bei uns war der Kurt Jeschke der Motor der Sache, er hat das entdeckt. Wir sind damals viele steile Abfahrten im alpinen Bereich gefahren, das war auch Usus. Viele machten das. Aber Kurt hat das besonders interessiert. Er hat auch hier am Institut für Sportmedizin in Innsbruck gearbeitet. Er war knapp 10 Jahre älter als ich. Ich war Student und junger Führer. Er meinte, es gäbe noch viele Sachen zu befahren. Damals waren gerade Heini Holzer und andere aktiv. Wir haben dann mit Wänden begonnen, die es heute so fast gar nicht mehr gibt, Fuscherkarkopf Nordwand oder die Pallavicini-Rinne zum Beispiel. Das war wunderschön um zu trainieren – man kann mit Steigeisen hinauf gehen und genau schauen was möglich ist. Richtig schöne Touren sind das. Allerdings muss ich dazu sagen, dass am Tag bevor wir die Pallavicini gefahren sind, jemand die Bergler-Rinne (ebenfalls am Großglockner) fahren wollte und dabei verunfallte. Kurt hat gesehen was noch nicht befahren war und etwas Ehrgeiz dafür entwickelt. Als junger Führer war ich begeistert davon Bergtouren zu machen und bin mitgekommen. Es gab also gar keine atemberaubenden Beweggründer dahinter. Nur die Faszination am Bergsteigen, etwas zu machen das noch neu ist. Abenteuergeist natürlich auch, etwas machen, das ein wenig schwieriger ist als das Normale. Was andere nicht machen. Wie auch Touren in den Westalpen im Winter, etwas das noch nicht so häufig gemacht wurde. Das Abenteuer war ein ganz wesentlicher Punkt.

 

B: Hattet Ihr Kontakt zu den anderen Steilwandfahrern aus der Zeit?

M: Nein, wir hatten keinen Kontakt. Wir haben sehr genau verfolgt was die machen und wussten manchmal auch von deren Plänen aber Kurt war sehr zielstrebig und hat unsere Planungen durchgeführt. Schon damals waren quasi alle Wände durchstiegen und neue Routen konnte man auch kaum noch eröffnen. Wir haben also etwas gesucht und in diesem Bereich war es noch leichter möglich. Aber das war eher Kurts Motivation und mich hat er dafür begeistern können. Ich bin mitgefahren, weil es einfach spannend war neben der Führungstätigkeit solche Dinge zu machen.

Sylvain Saudan kannten wir. Und das war wohl wirklich so ein Einstieg für uns, vor allem Kurt war davon begeistert. Der und Holzer waren damals viel in den Medien, man wusste was sie tun, ihre Aktionen war durchaus publik. Es stand in den Alpinzeitschriften und sogar Tageszeitungen berichteten darüber. So etwas war regelrecht „in“. Erstbegehungen gab es ja auch noch und wir als Bergführer haben das ganz besonders intensiv verfolgt. Das Erstbefahren war unter Bergsteigern und Bergführern aber etwas Besonderes. Es gab nicht Viele, die das machten. Wir waren ja Bergsteiger und Eiskletterer und es war sehr beeindruckend, dass man die Wände, die man im Sommer auf Blankeis hinauf kletterte, auch mit Ski hinunter fahren kann. Hier um Innsbruck gab es aber eigentlich niemanden, der so etwas machte. Natürlich ist man die steilen Rinnen gefahren, aber die echten Steilwände, die ist niemand gefahren. Das hätten wir auch erfahren da wir Teil der Kletterszene waren. Hier an diesem Steinbruch wo sich 95% der Kletterer treffen. Man wusste immer wer wo hingeht. Damals war das noch überschaubar. Man muss ja Klettern und Skifahren können. Daher denke ich nicht, dass es damals in den ‘70ern hier einen versteckten Helden gab. Alle, die in der Lage waren so etwas zu tun, hätten wir gekannt. Wenn man also ein Ohr dafür hatte, erfuhr man schon wo es gerade Erstbesteigungen gab. Aber von Erstbefahrungen hörte man nichts, das war noch viel zu neu. Wir haben die Szene damals gut gekannt, über die Sachen von Holzer, Saudan usw. hat man gestaunt. Wäre da noch etwas anderes geschehen, dann hätten wir auch sicher davon erfahren.

Kurt überlegte was man noch machen könnte, und es gab ja noch etliches. Wir machten uns schlau und erfuhren, dass viele Klassiker noch nicht mit Ski befahren worden waren. Unser Entschluss ein paar davon der Reihe nach zu machen stand schnell. Als wir das erste Mal nach Frankreich gefahren sind, um zu trainieren haben wir das Couloir Couturier gesehen, da waren sogar zwei Partien drin. Damals haben wir erfahren, dass es in Frankreich hauptsächlich Bergführer waren, die diesen Sport betrieben haben. Zu dieser Zeit damals, als wir beschlossen haben das auch zu machen und realisierten, dass es schon etliche gibt die ähnliches tun und von denen man wahrscheinlich gar nicht weiß was sie machen. Von den klassischen Nordwänden wusste man es schon immer, vor allem die Leute vor Ort, bei denen wir uns immer erkundigten.

Ich hatte damals meine Ski- und Bergführerausbildung hinter mir und wir waren öfter zusammen auf Tour. Das hat sich dann gesteigert.

 

B: Welche war dann Eure erste größere Befahrung?

M: Ich habe gestern noch etwas nachgelesen und Fotos gesucht. Unsere erste größere gemeinsame Befahrung war vom Piz Palü, vom Ostgipfel gibt es einen schmalen Grat, eine schmale Flanke hinunter. Am 18. Juni 1977. Kurt wusste von der Abfahrt Sylvain Saudans die Nordflanke der Diavolezza hinunter. Er hat sich informiert, hat die Biographien und Befahrungen der anderen studiert. Wir waren etwa 10 Jahre später dran, das ist auch genau der Alterunterschied.

Anschließend kam die Lyskamm Nordwand durch die Welzenbach Rinne – das war kurz darauf am 08. Juli 1977. Wir hatten sehr schöne Verhältnisse und ich glaube, das war dann wirklich die erste richtig lange steile Abfahrt. Das war wirklich wunderschön, wir hatten immer Traumtage. Wir sind immer im Juni/Juli gefahren und hatten daher auch lange Tage mit super Firnverhältnissen. Sicher! Man konnte immer warten bis die Sonne und die Tageserwärmung den Schnee ein wenig aufgeweicht hatte. Man hat allerdings immer das Risiko, dass Blankeisstellen darin sind die nicht aufweichen. Wir haben immer gewartet bis beste Firnverhältnisse waren. So, dass noch genug Schnee in den Rinnen liegt und die Temperaturen bereits so hoch sind, dass es ein wenig auffirnt.

Von Heini Holzer wussten wir natürlich auch, dass er am Piz Rosegg verunglück war. Wir schafften es dann etwa 2 Wochen später durch die Wand abzufahren. Man muss froh sein alt zu werden. Auf der anderen Seite gab es auch diejenigen, die es klammheimlich gemacht haben. Da hat mich mal einer aus dem Allgäu, ich glaube Engel hieß er, angerufen. Er hat erzählt, dass sie das auch machen, aber klammheimlich. Mit seinem Sohn ist er gefahren, ohne, dass seine Frau es wusste, ohne, dass sie irgendjemandem Bescheid gesagt haben. Der hat mich auch gebeten es auf keinen Fall zu verraten! Na, das ist dann hiermit wohl doch geschehen, hahaha.

 

B: Was ganz anderes: welches Material habt ihr damals verwendet?

M: Wir hatten immer unsere Sicherungsausrüstung dabei. Seil und Schrauben. Insbesondere wenn es heikel war, wie etwa am Obergabelhorn. Wir sahen überhaupt nichts so nebelig war es. Dort sind wir am Seil in den Hang eingefahren. Ich war der Erste und habe angeseilt geschaut ob es geht. Ich bin hinein gequert und lag schon in der erste Sekunde in so einer riesigen Sekundärrinne, metertief. Da ist man sofort weg. Es war total neblig und wir haben überhaupt nichts gesehen. Danach wussten wir aber wo diese heimtückischen Rinnen sind. Mit dem Seil war das möglich, der zweite ist dann entweder auch am Seil gefahren oder hat sich ausgebunden wenn es ging. Das war auch notwendig in Situationen in denen es so blank wurde, dass man nicht mehr fahren konnte. Wie beispielsweise im Flaschenhals am Ortler. Auch für Fotos haben wir uns dann manchmal angeseilt da das natürlich sicherer ist. Unsere Fotos haben wir auch nur zu dokumentarischen Zwecken gemacht, nicht so sehr um „tolle“ Bilder zu machen. Ich denke andere haben das intensiver betrieben und mehr Wert auf die guten Bilder gelegt. Aber uns war es nicht sehr wichtig, wir haben dann nur anschließend unsere Abfahrtslinien eingezeichnet. Dann hatte ich einen Kneissl Ski, rückblickend betrachtet war der furchtbar schwer. Und eine Lusser Bindung darauf. Zum Glück hatten wir schon Plastikschuhe, das war einer der ersten Hanwag Skitourenschuhe. Kein Vergleich mit heute. Mit dem konnte man eben auch ein wenig Bergsteigen, es war so eine Kombination aus einem Leder- und einem Plastikschuh. Die ganze Ausrüstung war sehr schwer.

 

B: Wie saht ihr das Steilwandskifahren.

M: Da waren wir wohl ein wenig unterschiedlich. Der Kurt sah es wohl mehr als skifahrerische- und ich als bergsteigerische Unternehmung an. Mich hat vor allem auch immer der Aufstieg gereizt, da solche Anstiege so früh im Jahr niemand gemacht hat, das war somit natürlich auch spannend. Das war vielleicht auch so weil ich Skilehrer und Skitrainer war und wir dort in flotten Schwüngen unterwegs waren, da stand das langsame und bedächtige Fahren mit Rutschen und Springen war für mich nicht so das „richtige“ Skifahren. Es war eben die Kombination. Aber im Wesentlichen waren es für uns reine Spaßunternehmungen. Wir dachten nicht daran Geld damit zu verdienen, so wie es andere getan hatten. Kurt dachte schon auch an den Leistungsgedanken. Er war sportwissenschaftlich tätig und es interessierte ihn sicher auch aus dem Grund als Pionier zu gelten. Für mich war es aber die Sache an sich, die mich interessierte, ich tat es zum Spaß.

 

B: Wann wart ihr auf diese Weise unterwegs?

M: Gar nicht lange, nur so zwei bis drei Jahre. Etwa 1977 bis ’79. Dann hatten wir ein Jahr Pause da ich das Studium fertig machte und eine Skischule hatte. 1981 hatten wir durchaus wieder Pläne aber leider ist Kurt verunfallt. Am Berglersferner an der Sennhütte. Völlig banal – wie das meistens so ist. Während einer Führungstour betraten sie den Berglersferner und Kurte sagte, dass man sich jetzt anseilen müsse – in dem Moment ist er eingebrochen, verschwand in einer Gletscherspalte. Man konnte ihn nicht bergen, so tief und schwierig war diese Spalte. 10 Jahre später gab der Gletscher ihn dann weiter vorne wieder frei.

Damit endete aber leider unsere „Steilwandkarriere“. Wobei das nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild ist. Eine Zeitschrift hat dann angefragt und ich habe ein wenig zusammengeschrieben was wir gemacht haben.

Wir hatten ideale Verhältnisse während dieser Zeit. Viele der Wände kannte ich eigentlich nur als Eiswände, während der drei Jahre waren sie aber mit Schnee bedeckt. Da hatten wir wohl einfach Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Alle Aufstiege waren gut, viel Schnee, die Wände waren fahrbar, alles war leicht zu bewerkstelligen. Heute ist das ganz anders, einige dieser alten Eiswände gibt es einfach nicht mehr.

 

B: Ihr habt damals viel trainiert. Wie sieht es heute aus, insbesondere im Hinblick auf die Leistungssteigerungen im Alpinsport?

M: Auch heute gehe ich noch Skitouren und mache Bergläufe. Alle die da unterwegs sind haben eine Statur die eher klein und schmächtig erscheint, man hat dadurch viele Vorteile. Man muss in erster Linie weniger Gewicht tragen und rein aus physiologischer Sicht betrachtet macht es keinen Sinn groß und stark gebaut zu sein, um besondere sportliche Leistungen bringen zu können. Es kommt auf das Leistungsverhältnis an. Man wird nie einen schwergewichtigen Bergläufer in den vorderen Rängen finden.

Es liegt in der Natur des Menschen sich zu verbessern, die Grenzen zu suchen und darüber hinaus zu gehen. Insofern denke ich auch nicht, dass sportliche Grenzen vorhanden sind, es gibt keinen Deckel, es wird immer voran gehen. Es gibt dann andere Distanzen oder die Entwicklung geht in andere Bereiche, aber es geht sicher weiter. Man sieht es ja im Vergleich zu früher. Mit systematischem Training hat sich viel verändert und die Ausrüstung hat sich dramatisch verbessert, da gab es dann Veränderungen von 10 oder 20%, heute sind es halt nur noch Schritte im Nullkomma Bereich. Aber das genügt, um neue Weltrekorde zu schaffen. Schaut man sich beispielsweise Usain Bolt an. Es hat niemand geglaubt, dass man so schnell laufen kann. Im Detail betrachtet sieht man aber sogar, dass er beim Start sogar noch ein wenig schneller Laufen könnte.

Aber der Kopf spielt immer einer große Rolle. Gerade im Spitzensport und bei Extremsportarten. Niederlage und Erfolg passieren vermutlich in erster Linie im Kopf. Jeder der das will muss sehr zielstrebig und ehrgeizig, außerdem talentiert sein. Früher glaubte man, dass es einen Anteil von 50% gibt, der genetisch vorbestimmt ist. Heute geht man eher von 30% aus. Es hängt auch davon ab, wie man die genetischen Komponenten definiert. Nimmt man beispielsweise nur die rein körperlichen Merkmale, sind es vielleicht wirklich 50%. Aber wenn man noch diejenigen für den Trainingswillen, für den Ehrgeiz hinzu nimmt, dann sind es wohl mehr. Man weiß es auch nicht genau. Training und Leistungswille, es muss beides passen. Konstitution vielleicht 30% und wenn man den Rest auch beachtet vielleicht 50%. Und bei Steilwandskifahren ist es sicherlich auch so, nur die wenigsten können da ans Limit gehen. Vermutlich ist das Limit der Steilheit schon erreicht, dann geht es eben in einer andere Richtung. Früher hat man anderes gemacht, aber einen Deckel gibt es nicht, es geht sicher weiter. Systematisiertes Training, bessere Technik, mehr Kenntnisse, das führt alles dazu, dass es in allen bereichen weiter geht. Das wohnt dem Menschen inne.

Interview mit Anselme Baud

Im „Bistro des Sports“ in Chamonix treffe ich Anselme Baud. Er ist ein ruhiger, heiterer sympathischer Typ Ende 60. Sein Gesicht ist schmal jedoch kantig und mit einem Henriquatre Bart geziert. Er macht einen sehr fitten Eindruck, seine etwa 175cm sind überwiegend mit dünnen Muskeln bepackt und wenn man ihm begegnet, die Hand schüttelt, dann merkt man, dass er Kraft hat. Er strahlt Souveränität aus, er hat es nicht nötig mit irgendetwas zu prahlen oder gar zu übertreiben. Sein Vater, Großvater und Urgroßvater sowie die Ahnen seiner Frau waren erfolgreiche Bergsteiger, Bergführer und sogar Skiweltmeister. Selbst ist er für seine Tätigkeiten über Frankreich hinaus bekannt und berühmt geworden – er muss niemandem etwas beweisen und strahlt eine innere Ruhe aus, die ganz natürlich ist. Er ist bekannt hier, ständig muss er links und rechts grüßen, einmal kommt eine Frau spontan an unseren Bistrotisch, die sich von ihm sein letztes Buch signieren lässt. Trotz seiner Bekanntheit zeigt er keinerlei Allüren die ihn großspurig oder herablassend wirken lassen. Er ist stets sehr freundlich sowie aufmerksam und geht auf meine Fragen umfassend ein. Es stellt sich umgehend eine angenehme vertraute Stimmung ein. Schon zuvor hat er mehrfach ausführlich mit mir telefoniert und lange Antworten auf meine E-Mails geschrieben. Es ist ihm offensichtlich ein Anliegen die Sicht auf das Steilwandskifahren möglichst umfassend zu ermöglichen. Da er einer der frühen Hauptprotagonisten war und durch seine Bücher bis heute ist, hat er eine Menge Informationen und Insidergeschichten.

Geboren: 29.01.1948 in Morzine, Frankreich.

Mit zu den bedeutendsten Charaktere des „Ski Extrême“ zählt Anselme Baud. Er definierte gemeinsam mit seinem Freund und Bergpartner Patrick Vallençant erstmals was diesen Sport ausmacht. Im Film „Steep“ wird ihm zu Recht eine führende Rolle in der Entwicklung des Steilwandskifahrens zugesprochen. Sein Buch „Mont Blanc and the Aiguilles Rouges – A guide for Skiers“ wird von vielen fast schon als „Bibel“ angesehen. Auf sein Konto gehen zahlreiche Erstbefahrungen weltweit. Hier eine angesichts der Fülle nur kurze Liste, auch bedeutende Wiederholungen.

  • 1973, Couloir Gervasutti, Tour Ronde.
  • 1973, Couloir Couturier, Aiguille Verte, mit Patrick Vallençant.
  • 1973, Couloir Whymper, Aiguille Verte, mit Patrick Vallençant.
  • 1975, Südcouloir des Col Armand Charlet.
  • 1977, Couloir Cordier, Aiguille Verte.
  • 1977, Nordwand der Aiguille du Midi, mit Daniel Chauchefoin und Yves Détry.
  • 1977, Arête de Peuterey, mit Patrick Vallençant.
  • 1978, Ein Couloir am Dhaulagiri (Himalaya).
  • 1980, Abfahrt zwischen Camp III (7800 m) und Camp II (7200 m) während der erfolgreichen Besteigung des Yalung Kang (Kangchenjunga Kette, Himalaya).
  • 1997, Nordwest Couloir des Mount Vinson (Antarktis).

uvvvvvvvvm.

 

B: Wie bist Du zum Skifahren gekommen?

A: Ich bin immer Ski gefahren, ich wollte immer Ski fahren. Vom ersten Schnee an bis zu den letzten Resten die irgendwo lagen, ich war immer mit den Ski unterwegs. Meine Lust auf Skifahren ist bis heute ungebrochen. So hat sich auch mein Können und Wissen entwickelt, durch die ständige Übung. Es war normal überall mit Ski zu fahren, also logischerweise auch in den steilen Hängen. Ich bin dann auch Skirennen gefahren und habe meine Ausbildung zum Bergführer gemacht. All meine männlichen Verwandten waren Bergführer, da war es auch für mich naheliegend das zu machen.

B: Wie hat das Steilwandskifahren für Dich begonnen, wie liefen die Dinge ab?

A: Die ersten steilen Hänge wurden schon sehr lange befahren. Dann kamen Heini Holzer und Sylvain Saudan und danach die Italiener. Wir kamen Anfang der 70er dazu – Patrick Vallençant und ich – wir fuhren bewusst steile Abfahrten, sahen es aber als Teil des Alpinismus an. Extremskifahren war für uns also eine bewusste und auch kontrollierbare Sache, durch Wissen und alpines Können, Lawinenkunde, Aufstiegskenntnisse usw..

B: Wie hast Du Patrick Vallençant kennen gelernt?

A: Damals war ich 18 Jahre alt und nahm an einem Vorbereitungskurs für Bergführer teil. In den Bergen des Oisans / Ecrins. Die UCPA (Die französische Union der Freiluftsportzentren („Union nationale des Centers sportifs de plein air“)) bot solche Kurse für die jungen angehenden Bergführer an, um ihnen schon mal ein wenig die Grundlagen beizubringen. Das war nicht teuer und ich bin dort hin, um etwas zu lernen und um die Berge dort kennen zu lernen. Die „Barre des Ecrins“ hatte ich bis dahin nie gesehen. In diesem Kurs waren etwa 40 von uns und einige von ihnen sind sehr gute Freunde geworden. Dort  habe ich unter anderem eben auch Patrick Vallençant kennen gelernt. Im folgenden Jahr waren wir beide dann gemeinsam in der „Ecole National du Ski et Alpinism“ (ENSA) in Chamonix, um die Bergführerausbildung zu absolvieren. Dort haben wir uns dann sehr gut kennen gelernt und gemerkt, dass wir in eine sehr ähnlich Richtung denken. Er hatte damals schon die Nordwand der Tour Ronde die Aiguille d’Argentiere mit Ski gemacht, ich zwar nicht in dieser Größenordnung aber bei mir zuhause in Morzine gibt es auch steile Abfahrten. Wir sprachen viel über solche Abfahrten. Bald ging ich dann in die Vereinigten Staaten, um weitere Bergführerausbildungen zu absolvieren. 1972 war das. Anschließend trafen wir uns wieder und haben begonnen gemeinsam Abfahrten durchzuführen. In den USA habe ich zufälligerweise Sylvain Saudan getroffen als er vom Mount Hood abfuhr. Ich habe ihm sogar dabei geholfen. Er fuhr sehr spät ab, es war schon fast dunkel, und als ich absteigen wollte war es schon Nacht. Da habe ich mich auf meinen Rucksack gesetzt und bin die Abfahrt einfach hinunter gerutscht. Die Journalisten, die am nächsten Tag die Spur von meinem Rucksack sahen, dachten, dass Saudan ohne eine einzige Kurve abgefahren war.

Es gab damals nur sehr sehr wenige Steilwandskifahrer und man kannte sich. Insbesondere mit Patrick kam ich sehr gut zurecht. Er hatte eine sehr starken Physis und war dazu auch mal aufbrausend, überhaupt nicht bescheiden – andererseits hatte er ein angenehmes Wesen, war unheimlich freundlich und nett. Er wirkte wie ein sehr brutaler Typ, war aber zugleich intelligent und angenehm. Es klingt vielleicht seltsam, aber obwohl wir so gute Freunde waren haben wir uns nie gestritten. Selbst wenn wir unterschiedlicher Ansicht waren haben wir alles besprochen, einen Streit gab es nie.

Patrick war die treibende Kraft unser Steilwandskifahren, das Extremskifahren, medienwirksam zu nutzen. So wie Saudan. Das ganze kommerziell zu nutzen, Fotos und Filme zu verkaufen, Werbung zu machen. Er nahm sogar Klienten mit zum Steilwandskifahren. Das hätte ich nie gemacht. Er ging damit ein sehr hohes Risiko ein. Die Nordwand der Courtes hat er mit drei weiteren Bergführern und sieben oder acht Kunden pro Führer gemacht. Natürlich mit dem Hubschrauber, aber das hätte ich nicht getan. Zu seinem Glück war der Schnee fast immer gut. In seiner Bergschule hatte Patrick zudem einige Bergführer, die sehr auf die Sicherheit achteten, die Kunden wirklich beaufsichtigten, nicht so leichtfertig wie Patrick mit der Gefahr umgingen. Einmal hatte er Pech als ihm ein Klient ums Leben kam, am Mont Blanc, der Klient ist ein paar Meter zu weit gefahren und ist ins Leere gestürzt. Patrick war selbst nicht wirklich schuld … aber nunja.

B: Wusstet ihr von den anderen Steilwandskifahrern? Sylvain Saudan, Heini Holzer usw.?

A: Zunächst sehr wenig. Wir wollten schon wissen ob es noch mehr gibt, die solche Abfahrten durchführen. Aber zunächst kannten wir nur Saudan. Aus dem „Nichts“ kam Heini Holzer und ist die Brenvaflanke als Erster abgefahren und auch die Nordwand der Aiguille d’Argentiere. Das haben wir erst im Nachhinein mitbekommen. Er war sehr bescheiden und sprach nicht viel über seine Vorhaben. Ab dem Zeitpunkt kannten wir ihn aber und haben seine Abfahrten verfolgt.

Von Saudan wussten wir aber natürlich. Er hat als LKW-Fahrer drüben in der Schweiz gearbeitet und als Skilehrer, er war auch ein wenig Bergsteiger. Und er war schon steile Hänge im Engadin gefahren, das wussten wir. Er kam manchmal mit Freunden hierher nach Chamonix. Sie fuhren Ski und tranken Bier, und da kam es wohl in einer Bar dazu, dass sie darüber sprachen, dass jemand das Spencer mit Ski abfahren solle. Er hat sich das zugetraut, seine Freunde halfen ihm dabei mit den Ski aufzusteigen, ja, und er hat es dann gemacht und geschafft. Sie haben noch ein paar Fotos davon geschossen und als sie wieder im Tal waren hat sich eine Frau vom Magazin „Ski Flash“ dafür interessiert. Sie publizierte die Abfahrt, da sie begeistert davon war. Sie setzte es sogar auf die erste Seite. Das war der Beginn! Damals, 1967/68, gab es noch nicht einmal den Begriff „Abseits der Skipiste“ und von Steilwandskifahren oder Extremskifahren hat erst recht niemand gesprochen. Nach diesem ersten Artikel ging es aber richtig los. Die Presse hat sich dann plötzlich für Saudan interessiert. Außerdem hat er sofort verstanden, dass man daraus etwas schaffen kann. Sein ganzes Leben hat er darauf aufgebaut, von den zwei oder drei Filmen, die er gedreht hat, lebt er bis heute. Er fuhr auch immer bei weichem Schnee und er benutzte natürlich auch Seile um sich zu sichern – im Couloir Gervasutti beispielsweise. Nichts desto trotz hat er das „Spiel“ grundlegend verändert, da er die Medien für sich interessieren konnte. Wir haben darüber anfangs noch etwas gelächelt, da wir andere Grundsätze verfolgten. Unserer Ansicht nach muss man einen Berg erst hinaufsteigen bevor man abfährt. Helikopter lehnten wir ab, Hilfe von Außen, Träger beispielsweise, verstößt ebenfalls gegen diesen klaren und reinen Stil. Wir schafften alle unsere Abfahrten auf ehrliche und aus unserer Sicht seriöse Art und Weise.

B: Du hast Dich mit Patrick ja auch abgeseilt, widerspricht das nicht Eurer Überzeugung?

A: Das haben wir sehr sehr selten gemacht! Das ist ja nicht mehr Skifahren. Beispielsweise an der Aiguille de Midi. Da wussten wir, dass es einen 20 Meter hohen Felsabbruch gibt, den man nicht befahren kann, und so haben wir das akzeptiert, da sonst die ganze Abfahrt nicht möglich gewesen wäre. Eine Geschichte dazu ist auch ein kleiner Film den wir gedreht haben: ich habe mich die Südwand der Aiguille de Midi mit Ski an den Füßen abgeseilt. Da gibt es nur die Felswand, keinen Schnee. Der Film sollte die Zuschauer zum Lachen bringen, und außerdem zeigen, dass es mit Seil keine Probleme gibt. Mit Seil kann man alles „abfahren“. Der Stunt an der „Aiguille du Dru“ ist auch so ein Beispiel, den kleinen Schneefleck der mit dem Snowboard befahren wurde, nicht sehr steil, nur 45°, hat Jean-Marc Boivin erreicht, indem er mit einem Fallschirm aus einem Helikopter gesprungen ist, auf dem Gipfel landete, sich dann abseilte, den Schneefleck befuhr, und dann mit einem Gleitschirm ins Tal segelte. Eine verrückte und unglaubliche Sache die viel Aufmerksam bekam. Aber natürlich ist das keine Skiabfahrt. Von solchen Aktionen kann man träumen. In dem Stil könnte man vieles machen, und Boivin hat es dann eben auch wirklich gemacht. Leider ist Boivin später beim Fallschirmspringen gestorben. Viele der „Extremen“ von früher sind gestorben, meist recht jung. Das ist schade und ich glaube auch, dass sie nicht so recht großen Respekt vor dem Leben hatten den man aber braucht, um lange zu leben. Man muss es ernst nehmen. Manchmal gibt es Momente, in denen man einfach einen Rückzieher machen muss. Das Leben bietet so viel … Zurück zum Punkt: Abseilen ist richtiges Bergsteigen, man wird Alpinist. Und das ist auch der Grund warum Saudan das ablehnt. Er ist kein Alpinist, er ist Skifahrer.

Neben Saudan und Holzer gab es etwas später noch Stefano Di Benedetti. Meine erste Begegnung mit Di Bendetti war kurios. Damals war ich am Mont Blanc du Tacul mit Klienten unterwegs und hörte von unten, von unterhalb der großen Schneewächte die das Gervasutti nach oben abschließt, eine Stimme rufen. Ich rief zurück und er antwortet, dass er sich für die Abfahrt vorbereiten würde. Da rief ich zurück, dass er bleiben solle wo er ist, da ich ihm ein Seil hinunter lassen wollte, damit er sich die ersten Schwünge sichern könne. Um ehrlich zu sein hatte ich ein wenig Angst um ihn, er war noch sehr jung, erst um die 20. Und so haben wir es dann auch gemacht: Er sicherte sich die ersten Meter und als er sah, dass die Bedingungen gut waren und er der Aufgabe gewachsen war, ließ er mein Seil zurück. Das ist eine schöne Erinnerung, ich fand es toll, dass er dort abfuhr, da ich dort schon zweimal hinunter gefahren war, für einen Film. Ich war sogar recht stolz auf diesen Kerl, da es damals so gut wie niemanden gab der da hinunter fuhr. Wir haben uns allerdings später nicht wieder getroffen. Zwar mal kurz gesehen, aber wir bauten keine direkte Beziehung zueinander auf.

B: Wie kommt es eigentlich, dass in Frankreich und Italien das Steilwandskifahren so viel Aufmerksamkeit bekommen hat und in den deutschsprachigen Ländern so wenig?

A: Nun, das wird wohl an einer anderen Mentalität liegen. Zum Einen habe ich bemerkt, dass darüber in den „germanischen“ Ländern nicht gesprochen wird, um die Jungen nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Außerdem lassen sich die Franzosen und Italiener gerne feiern, und man feiert einander auch gerne wenn man eine echte Leistung erbracht hat. Das ist eine grundlegend andere Einstellung. Anfangs war das hier in Frankreich auch so. Man wurde komisch angeschaut wenn man sich mit solchen Federn schmückte, aber wir haben es geschafft diese Spielart so in die Öffentlichkeit zu bringen, dass sie dann positiv aufgenommen wurde. Insbesondere Patrick war da ganz stark. Er war der Auffassung, dass es uns genauso gebührte davon zu leben. So wie Saudan, der seine Filme verkaufte. Patrick wollte nicht nur als Bergführer arbeiten. Das machte ihm keinen großen Spaß. Das Bergführerdasein kann man nicht kommerziell vermarkten, er wollte etwas verkaufen. So hat er das Steilwandskifahren immer mehr in Magazine und die Zeitungen gebracht. Wir haben bei anderen mitbekommen, dass es geht. Bei Patrick Edlinger zum Beispiel haben wir gesehen, wie man eine Sportart salonfähig machen kann. Edlinger hat es in Frankreich geschafft das neue Klettern, das Sportklettern, populär zu machen. So wollten wir es auch machen. Er war in seinem Klettern unheimlich gut, und sein Ausstrahlung so stark, wie ein Engel, da haben sich die Medien ihn gegriffen und vermarktet. Patrick Vallençant war auch so ein Medienliebling. Ich denke jetzt bräuchte es wieder jemanden der das so kann. Marco Siffredi war sehr gut dafür geeignet, aber leider lebt er nicht mehr. Mit solchen „Vorbildern“ kann man einem Sport ein Gesicht geben. Die Alpinclubs, die Alpenvereine können das nicht so richtig, sie sind intern zu diszipliniert, zu sehr eingefahren. Sie tun sich sehr schwer Neues auf den Weg zu bringen. Es sind die Medien die eine Öffentlichkeit schaffen können. Beim Steilwandskifahren ist es aber schwer die Medien ins Boot zu bekommen, da man für nichts garantieren kann. Die Bedingungen in den Bergen sind oft so komplex, dass man einfach nicht sagen kann, ob etwas möglich sein wird oder nicht.

B: Wo wir gerade bei den Bedingungen sind, welches war Deine schönste und welche die schwierigste Abfahrt? Ich frage da Du mal eine Art Rangliste aufgestellt hast.

A: Die Arête de Peuterey war wohl die Schönste. Schwer im Aufstieg, mit den langen Ski und dann hatten wir noch eine 16mm Kamera dabei. Die Aktion wurde auch nicht oft wiederholt. Aber die Frage ist schwer da alle Abfahrten ihre Eigenheiten haben, im Couturier hatten wir sehr harten Schnee aber es war eine wundervolle Sache. Ohne die ganzen Gefahren, ohne das Wetter, die körperliche Verfassung ist alles immer noch unterschiedlich geprägt und man kann wohl keine Hitliste aufstellen. Ich habe das, wie Du weißt, selbst versucht ein wenig zu beschreiben: die Härteste Abfahrt, die Schönste, die Längste, die Steilste, aber man kann es dann doch nicht wirklich vergleichen, da alles so unterschiedlich ist und sich zudem von Tag zu Tag ändert. Gaston Rebuffat hat gesagt, dass man Berge nicht vergleichen kann. Und er hat recht. Selbst wenn man mehrmals im Jahr auf den Mont Blanc geht ist es nie das gleiche. Auf Ski ist das auch so. In dem Film „Peuterey la Blanche“ fahren Patrick und ich im oberen Teil ab, über hohen Gletscherabbrüchen. Das sieht unglaublich extrem aus, aber wir fuhren da in bestem Pulver und es war fantastisch. Weiter unten, unter den Gletscherabbrüchen, war der Schnee sehr hart, da war es dann wirklich schwer.

Aber es ist sehr schwer zu sagen welches die beste Abfahrt war, denn das wäre den anderen gegenüber nicht gerecht, nicht ehrlich. Die Bedingungen sind es die den Unterschied machen. Jeder Mensch ist unterschiedlich und sucht vielleicht auch andere Dinge die ihm dann gefallen. Außerdem wird ja niemand seine „tollste“ Abfahrt verraten, sonst ist sie bald überlaufen.

Diese Unterscheidung ist aber etwas sehr skispezifisches. Die Erstabfahrt mag ja schön gewesen sein, oder sehr schwer. Aber niemand weiß, ob nicht die zehnte noch viel schöner oder noch viel schwerer sein wird. Beim Klettern kann man das schon sagen, der Fels verändert sich nicht ständig, man gibt die Schwierigkeit an. 7a mit schlechter Sicherung beispielsweise, und dabei bleibt es erstmal. Schnee verändert sich aber andauernd.

B: Das Extremskifahren verlagert sich scheinbar immer mehr in die hohen Berge, den Himalaya etc., habt Ihr das auch miterlebt?

A: Ja, richtig, das dachten wir ja auch immer. Ich bin auch schon öfters mit Ski in den Himalaya gefahren, am Yalung Kang (Westgipfel des Kangchendzönga, 8505m) hatte ich sie dabei, 1980. Wir hatten keinen Sauerstoff dabei, keine Sherpas, eine sehr leichte Expedition. Bis auf 8.000 Meter hatte ich die Ski dabei, danach nicht mehr da der Wind zu stark wurde. Zum Gipfel bin ich aufgestiegen und beim Abstieg einen großen Teil mit Ski abgefahren, auch um den Höhenrekord zu bekommen. Vorher bin ich ein Südost Couloir am Dhalaugiri abgefahren, 1978, allerdings nicht von ganz so hoch oben. Aber Skifahren im Himalaya ist nicht so toll, man muss ständig alles durch die Gegend schleppen und der Schnee ist nie gut. Er ist zu hart, oben ist es zu hart, um genussvoll Ski zu fahren. Zwischen 5.000 und 7.000 Metern geht es ja noch, da hatte ich mal fantastischen Schnee, homogen und weich, aber noch weiter oben ist es eine Qual. Immer bretthart. Durch die guten Schneebedingungen zwischen 5 und 7.000 Metern konnte ich aber an einem einzigen Tag abfahren, das war natürlich super. Ich hatte damals eine Emery Bindung und das war nicht sehr komfortabel, etwas fummelig, aber es ging. Heute ist das einfacher. Am Everest war ich auch ein paar mal und beim Abstieg helfen die Ski enorm. Es ist sicherer weil man schneller ist und weniger Kraft braucht. Höher als 8.000 Meter war ich aber nie mit Ski da ich immer Klienten dabei hatten.

Am Everest habe ich ein paar Polen getroffen, damals in den 80ern die besten Bergsteiger der Welt. Ich kam im Basecamp mit Ski an, da haben die irgendwie komisch geschaut. Bei der Besteigung waren zwei von ihnen auf dem Gipfel während ich noch im Aufstieg war und als sie runter kamen hatte sich einer etwas die Füße erfroren. Die ganze Nacht habe ich ihm dann in meinem Zelt die Füße massiert und wir haben uns viel unterhalten. Wir sind dann auch sehr gute Freunde geworden. Er hatte mir davon erzählt, dass er drei Jahre zuvor Saudan an einem anderen Berg getroffen hätte. Saudan hat später behauptet er wäre alles abgefahren. Die polnische Expedition wunderte sich darüber, denn er war ihrer Aussage nach bei weitem nicht alles gefahren. Aus dem Grund waren sie skeptisch als ich mit meinen Ski im Basecamp ankam.

B: Skifahren im Himalaya ist extrem, aber wie sieht es generell aus? Ist der Ausdruck Extremski richtig, oder muss es eigentlich Steilwandskifahren lauten?

A: Nun, als ich angefangen habe diese Sachen zu unternehmen habe ich Artikel darüber geschrieben in denen ich es Skialpinismus nannte. Denn es ist Skifahren mit einem gehörigen Anteil Alpinismus. Alpinismus mit Ski. Dann kamen irgendwann die Skitourenrennen und irgendjemand hat angefangen das „Skialpinism“ zu nennen. (in Frankreich und Italien werden diese Rennen als „Skialpinism“ – zu Deutsch „Skialpinismus“  bezeichnet) Das stimmt natürlich nicht einmal im Ansatz – vorgezeichnete und ausgetretene Pfade hinauf zu rennen und abzufahren hat nichts mit einem alpinen Gedanken zu tun, aber es hat sieh hier und in Italien als Begriff leider festgesetzt. Wir mussten das akzeptieren, wir hatten da keine Wahl. Also haben Patrick und ich begonnen es Extremskifahren zu nennen. Und da es ja auch am eigenen Limit stattfindet, ist es auch extrem im eigentlichen Sinn.

Die Öffentlichkeit hat es zudem so übernommen. Bei der Ausbildung an der ENSA habe ich Kurse angeboten die wir dann allerdings „Steilwandskifahren“ nannten. Technik, Sicherheit der Klienten und so weiter – aber das Wort („ski de pentes raides“) selbst ist im Französischen nicht so medienattraktiv und anziehend. Und dann kamen da auch noch die Amerikaner und haben ihr „Extreme Skiing“ entwickelt. Wettbewerbe in kurzen steilen Hängen. Dort habe ich auch als Juror in Colorado mitgemacht, um 1989-90 etwa. Es ging damals darum von Felsen zu springen und spektakulär auszusehen. Sie nannten es dann eben auch Extreme Skiing. Heute ist das die Freeride World Tour. Einige sind dann auch nach Europa gekommen und haben sich hier umgesehen. Sie merkten sehr schnell, dass das Skifahren hier eine ganz andere Dimension hat, dass man beim „Extremskifahren“ in Europa tatsächlich ums Leben kommen kann. Nichts desto trotz sind manche Amerikaner auch sehr gute und starke Skialpinisten geworden. Man sieht das auch in dem Film „Steep“ und „The Edge of Never“. Diese Filme sind zwar sehr auf Amerika fokussiert und zeigen kaum was sich in Europa alles abgespielt hat, aber man fühlt auch den Pioniergeist der Amerikaner und wie sie sich dann doch in unbekanntes Terrain begeben haben. Beim Film „Steep“ hatte ich das Glück ein wenig mithelfen dürfen. Sie haben den Film innerhalb von nur drei Tagen hier in Chamonix gedreht und da konnte ich sie nur noch zu Di Benedetti schicken. Für mehr war keine Zeit.

B: Vom Film zum Buch. Du hast 2002 „Mont Blanc et les Aiguilles Rouges“ veröffentlicht in dem auch sehr steile Abfahrten aufgelistet sind. Damit hast Du sozusagen eine der ersten Anleitungen für das Steilwandskifahren geschrieben. War das beabsichtigt um den Sport wieder populärer zu machen?

A: Ja, das ist schon richtig. Sogar schon vorher hatte ich diesen Gedanken Die Idee bei meinem ersten Buch („Die 100 schönsten Abfahrten in den Nordalpen“ von 1985) war genau wie von Rebuffat der „Mont Blanc. Die 100 Idealtouren“ veröffentlicht hat: Es sollte die Menschen zum träumen bringen. Zeigen was möglich ist. Daher haben wir dann auch Abfahrten mit hinein genommen die sehr steil sind. Mit ehrlichen Beschreibungen und dem Hinweis welche Anforderungen eine solche Abfahrt verlangt. Wie beim Klettern oder Bergsteigen, da steht die Schwierigkeit ebenfalls in der Beschreibung. Natürlich gab es Kritik, dass nun alle möglichen Leute anfangen würden unvorbereitet die gefährlichsten Abfahrten durchzuführen. Aber das ist nicht passiert. In den Büchern wird ja sehr genau darauf hingewiesen wie schwer es ist und offensichtlich ist die Selbsteinschätzung gut genug. Es gibt nicht mehr Unfallopfer in den steilen Hängen als anderswo im Alpinismus. Außerdem ist es ja auch so, dass das Buch sonst jemand geschrieben hätte. Es gibt ja beispielsweise auch das Buch von Volodia Shashahani. Mir als Bergführer und Ausbilder an der ENSA war es ein Anliegen gute Informationen heraus zu geben, mit denen man auch wirklich etwas anfangen kann. Meiner Meinung nach bringt es nichts Schwieriges zu verheimlichen, richtig beschrieben bereichert es.

Für mein zweites Buch, „Mont Blanc et les Aiguilles Rouges“, habe ich mit Volodia Shashahani zusammen gearbeitet, um eine Skala zu finden mit der steile Abfahrten bewertbar sind. Und dabei ist entscheidend, dass man die Bedingungen angibt für welche die Skala gilt. Wir gehen von hartem, festem Schnee aus. Dieser Schnee ist wie ein Mittelwert, er bietet hohe Lawinensicherheit. Wir sind immer nur gefahren wenn wir uns absolut sicher waren, dass wir keine Lawine auslösen und die Skikanten greifen noch sehr gut in solchem Schnee. Aber man muss natürlich auch wissen, dass die Bedingungen alles völlig verändern. Pulverschnee oder Nassschnee verhält sich komplett anders, da kann man sogar stürzen und ein Stück hinunter kullern und es passiert nicht viel. Aber: es kann sich auch eine Lawine lösen. Auf Eis kann man dagegen überhaupt nicht fahren und wenn man abrutscht findet man sich ganz unten wieder – sofern man es überhaupt überlebt. Meine Skala geht noch etwas weiter als Volodias, ich gebe noch den Aufstieg im Detail an und zudem die Steilheit in Grad. Seine Skala ist aber sehr ähnlich.

Wir wollten bei unseren Abfahrten immer die Kontrolle behalten. Daher sind wir auf hartem Schnee gefahren. Heute sieht man mehr und mehr steile Abfahrten auch bei Pulverschnee. Das hätten wir nicht gemacht, das Risiko ist meiner Meinung nach zu hoch.

Wir sind damals das Couloir Couturier nicht gefahren weil uns der Schnee zu weich war. Wir haben gewartet und sagten uns, dass wir auf den nächsten Tag warten. Dann kam aber einer der sich mit dem Helikopter oben absetzen lies und fuhr ab. Er brauchte aber vier oder fünf Stunden, um hinunter zu fahren! Er war grün vor Angst! Er hat immer nur traversiert und der Schnee ist die ganze Zeit unter ihm in großen Schollen abgeglitten. Das war furchtbar für ihn, er fuhr immer hin und her, machte nur an den äußersten Flanken der Rinne eine Kurve, und traversierte dann wieder zur gegenüberliegenden Seite, mit zitternden Knie.

In Alaska ist es beispielsweise ganz anders. Da sind die Hänge kurz, da lässt man sich mit dem Heli hinauf fliegen. Das ist kein guter Stil, das ist nicht das Steilwandskifahren das wir immer wollten. Das ist wie Betrug. Weil es so kurze Hänge sind kann man mit nur fünf Kurven hinunter brausen, die Lawine im Rücken, und dann ist man unten – alles kein großes Problem. Eine alpinistische Herausforderung ist das nicht. Es gab hier deshalb auch schon einige Tote, beispielsweise am Pointe Helbronner. Dédé Rhem, der Snowboarder, er fuhr ab, hielt an, und wurde dann von nachfolgendem Schnee mitgerissen. Und das passiert jetzt leider immer öfter. Ein Italiener, ein Norweger, ein Deutscher und zuletzt jetzt auch ein Angestellter der Bergbahnen – er ist abgefahren und musste anhalten. Von oben kam Schnee nachgerutscht, eine kleine Lawine also, und er wurde mitgenommen. Das darf in diesem Gelände nicht passieren denn in Folge ist man (fast) immer tot. Bei hartem Schnee passiert das nicht. Bei Lockerschnee kann man das allerdings nicht kontrollieren. Bei lockerem Schnee ist es aber halt einfach abzufahren. Bei harten Bedingungen muss man ein viel besserer Skifahrer sein, um die Kontrolle zu behalten. Man muss die Technik beherrschen um nicht zu stürzen. Mit den breiten Ski heutzutage geht diese Technik aber verloren, diese Generation kann nicht mehr so kontrolliert abfahren. Denke ich zumindest. Ich bin früher auch Slalomrennen gefahren, das hat mir die Technik beigebracht. Patrick hat das nicht so viel gemacht, aber mir brachte es eine super Technik.

Unsere Einstellung war immer: Nicht stürzen! Wenn einem die Technik fehlt oder man physische und psychisch nicht in der Lage ist nicht zu stürzen, dann sollte man sich nicht auf so etwas einlassen. Ganz einfach. Und wenn man bei weichem Schnee fährt muss man sich darüber im klaren sein, dass es das Lawinenrisiko gibt. Ich persönlich würde da dann aber nicht fahren.

B: Und wo ist das Limit, was kann man noch befahren?

A: Das liegt wieder am Schnee. Hier in den Alpen bleibt er über 53/54/55° auf einem echten Hang nicht mehr wirklich liegen, darüber ist alles Eis. Im Cordier Couloir, laut dem Guide Vallot (entspricht etwa dem deutschsprachigen Buch von Erich Vanis – Im steilen Eis) mit 56° das steilste hier in der Gegend, es ist einen Tick steiler als das Couturier, ist das Maximale erreicht. In den Anden geht ein wenig mehr, da kommt man fast an die 60°. Aber was das Abfahren angeht haben wir das auch ausprobiert. Als Ausbilder an der ENSA habe ich mich viel mit der Skitechnik beschäftigt und wir haben in einer Art Schneekessel ausprobiert bis zu welcher Steilheit echtes Skifahren möglich ist, gefahrlos natürlich. Bis knapp 60° ging das noch. Das absolute Maximum liegt unter 60° Steilheit, man steht dann regelrecht in einer Mauer aus Schnee und kann keine Skischwünge mehr machen. Als realistische Grenze in echten Hängen sind es wohl 57°. Auch in den Anden. Aber es kommt immer in erster Linie auf die Verhältnisse an. Hat man perfekten weichen Schnee bei 45° kann man hinunter wedeln als wäre es nichts. Auf brettharten 30° tut man sich aber schon ziemlich schwer. Darin liegt der Unterschied.

Diese Unterschiede haben wir auch in die Schwierigkeitsbewertung mit einbezogen. An der Petite Aiguille Verte gibt es eine sehr steile Abfahrt, zwischen 50 und 55°. Aber sie ist nur 120 Meter lang. Das ist dann natürlich nur mit PD (peu difficile, wenig schwierig) bewertet, obwohl es so steil ist. Am Mount Vinson ist das Couloir 2000 Meter lang, immer zwischen 40 und 50 Grad und natürlich mit EX (extrem schwierig) bewertet, obwohl die Steilheit des Hangs nicht so anspruchsvoll ist.

Heini Holzer

Leichtsinn ist, wenn man die Schwierigkeit mit der Gefahr verwechselt … (Heini Holzer)

Einen der Pioniere des Steilwandskifahrens konnte ich leider nicht mehr interviewen – er verstarb bereits 1977. Glücklicherweise konnte ich mit seiner damaligen Seilpartnerin Sieglinde Walzl sprechen und es gibt ein Buch von Markus Larcher, das sein Leben nachzeichnet. Mit Bildern bin ich hier sehr sparsam, diese stammen aus den Archiven von Sieglinde Walzl und von seinem Sohn Markus.

Holzer und Hiebeler
Holzer und Hiebeler

Heinrich (Heini) Holzer

Nur 148cm klein ging Heini Holzer als einer der ganz großen Pioniere des Steilwandskifahrens in die Alpingeschichte ein. Zudem begründete der Mann aus Südtirol einen sehr reinen Stil bei seine Abfahrten. Beeindruckende 103 Erstbefahrungen gehen auf sein Konto, darunter leichte wie auch äußerst extreme Abfahrten. Bevor die Karriere zum weltweit anerkannten Steilwandfahrer begann und Heinis Träume nach Aufmerksamkeit und Beachtung in Erfüllung gingen, hatte er einige Hürden zu meistern.

Während der letzten Kriegstage am 17. April 1945 dröhnten die Motoren eines britischen Geschwaders über den Ort Taufers im Münstertal hinweg, als der Südtiroler geboren wurde. Seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen, dieser war an der Ostfront gefallen. Seine Mutter arbeitete als Magd auf einem Bauernhof und da sie ihm nicht genug Milch geben konnte, nährte ihn die Bäuerin des Hofes gemeinsam mit ihren eigenen Kindern. Als Magd konnte seine Mutter keine großen finanziellen Sprünge machen und die Armut zeichnete Heini eine lange Zeit seines Lebens. In seiner Kindheit lebte er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in winzigen Hütten ein Stück entfernt von den Dörfern, da sie sich nichts anderes leisten konnten. Sie zogen oft um.

Heini hütete bereits als Fünfjähriger alleine auf einer Alm Schafe, um der Familie beim Überleben zu helfen. Während dieser Zeit erlebte er eine intensive Nähe zu seiner Umgebung in den Bergen und entdeckte eine Liebe zur Natur, die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollte. Ein Bekannter, der sich mit der Flora und Fauna im Gebirge auskannte, zeigte dem Jungen Heini die vielen versteckten Winkel des Lebens in den Bergen und erklärte ihm Namen sowie Bedeutungen.

Auch die Jugendjahre verliefen in ähnlicher Armut, stets kämpften er und seine Familie um ihre Existenz und gemeinsam mit seiner Mutter sowie seiner Schwester musste er gelegentlich als Musiker in Hotels für Touristen auftreten um ein paar Groschen hinzu zu verdienen. Später waren seine Unterhaltungskünste auf Berghütten sehr gefragt, oft spielte er auf seiner Gitarre oder unterhielt gewitzt mit seinen Geschichten. Er selbst empfand sich allerdings eher als Einzelgänger und nicht als jovialer Entertainer. Rückblickend beschreiben ihn seine engen Wegbegleiter als einen eher melancholischen Typ, der häufig in sich gekehrt war. Trotz dessen nahm er durch seine herzliche Freundlichkeit und sein offenes Lachen jeden für sich ein, dem er begegnete. Gute Stimmung und Optimismus waren Programm.

Freundschaften und die Nähe zu einem festen Wohnort baute der junge Holzer nicht auf. Lediglich den Hohen Ifinger betrachtete er als „seinen“ Hausberg und an diesem Berg setzte Holzer während seiner Karriere als Steilwandskifahrer einen Markstein.

Aufgrund seiner geringen Körpergröße wurde er als Kind oft gehänselt, was natürlich seinem Selbstbewusstsein als jungem Burschen nicht zuträglich war. Nur mit seinen Geschwistern, einer Schwester und einem Bruder, hielt er fest zusammen. Erst später, er stand schon im Berufsleben, fand er unter seinen Kletterkumpanen auch die lang ersehnten Freundschaften und durch seine Erfolge in den Bergen die erhoffte Anerkennung.

Die Leidenschaft für Gipfeltouren entdeckte Heini als junger Teenager. Mit dem lokalen Alpenverein machte er sich auf den Weg. Anfangs ging er noch mit den Vereinskameraden, schon bald aber setzte er sich ab und war als Alleingänger unterwegs. Die Gruppe, mit der er in einem Bus angereist war, musste vor der Heimfahrt auf ihn warten. Seine immer schwieriger werdenden Anstiegen dauerten halt etwas länger.

Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation musste Heini die Schule früh beenden und eine Lehre als Schornsteinfeger beginnen. Ein Beruf der ihm gefiel, er betrachtete das Fegen zum einen als Herausforderung und zudem setzte er sich über die Dächer hin von allen anderen ab. Der Beruf brachte ihm bei seinen Kletterfreunden den Spitznamen „Feger“ ein. Das Lehrgeld blieb zu Hause bei seinem Ziehvater. Dieser hatte es trotz mehrfachem Umzug nicht geschafft, eine gut bezahlte Stelle zu bekommen und verdingte sich meist als einfacher Hilfsarbeiter.

Der junge Holzer begann immer öfter in seine geliebten Berge zu fliehen. Die Touren wurden schwerer und von dem Trinkgeld, das er als Lehrbub gelegentlich bekam, kaufte er sich Bergausrüstung. Seine Mutter und sein Ziehvater ahnten nichts von den stetig schwerer gewählten Vorhaben im Gebirge, nur seine Geschwister wussten welch gefährliche Unternehmungen er schon gemeistert hatte. Heini verabschiedete sich zu einer „Wandertour“ und nahm dann insgeheim die Kletterausrüstung von seinen Geschwistern durch das rückwärtige Fenster in Empfang.

Der kleine Südtiroler entwickelte großen Ehrgeiz und wurde bald so gut, dass er mit der lokalen Kletterelite mithalten konnte. Eine Erstbegehung nach der anderen folgte, Winterbegehungen, Eisflanken sowie anspruchsvolle Touren durch Eis und Fels gleichermaßen, die spektakuläre Befreiung seiner Kameraden aus einer Lawine in der „Schück Rinne“ am Ortler (den sie zuvor über die Nordwand bestiegen hatten) und eine äußerst hohe Frequenz an hochkarätigen Bergfahrten machten ihn zu einem Allround-Alpinisten.

Es dauerte nicht lange und Heini Holzer zählte zu den besten Kletterern seiner Zeit. Zu seinen Seilpartnern zählten die Messner Brüder, Toni Hiebeler, Claudio Barbier, Renato Reali und viele weitere der damals bekannten Bergsteiger. Insbesondere Hermine Lottersberger wurde zu einer Vertrauten Holzers. Bei ihr konnte er endlich über seine Gefühle sprechen. Sie wurde ihm zu einer mütterlichen Freundin, mit der er zudem extreme Felstouren durchführte. Gemeinsam mit seinen Kletterpartnern machten er die Wände Südtirols unsicher und eröffneten zahllose Neutouren, darunter heute bedeutende Klassiker, beispielsweise den „Weg der Freunde“ an der Civetta. Den „Schmuck Kamin“ an der Fleischbank-Ostwand bewältigt er im Alleingang – ein Sieg gegen sich selbst: Er musste den Kamin, teils mit den Händen an der einen und den Füßen an der anderen Felswand seinen Körper beinahe in die Waagerechte gespreizt, hinaufklettern. Immer bewertete er seine Touren sehr streng, ging er die Route eines anderen kam es oft vor, dass er die Schwierigkeitsbewertung nach unten korrigierte. Sein Anspruch an sich selbst und seine Partner war hoch, auch was die Dauer für die Begehungen anging. Stets war er äußerst zufrieden mit sich selbst wenn er hörte, dass Wiederholer seiner Touren seine Erstbegehungszeiten nicht unterbieten konnten. Waren diese Wiederholer anerkannte Spitzenkletterer, freute er sich um so mehr.

Für diese Leistungen bekam Heini Anerkennung, die er dringend brauchte. Auch vor seinen Eltern konnte er die Kletterleidenschaft nicht mehr verbergen. Immer hatte er alle seine Touren penibel in einem Tourenbuch festgehalten und er begann Artikel in der alpinen Fachpresse sowie einer lokalen Zeitung Beiträge zu veröffentlichen.

Doch die Zeit der Spitzenleistungen in den heimischen Bergen ging allgemein dem Ende entgegen. Die schweren und prestigeträchtigen Erstbegehungen wurden weniger. Holzer fuhr mit Reinhold und Günther Messner sowie Sepp Mayerl bis nach Chamonix, um noch als erste die Nordostwand der Aiguille d’Argentière im Jahr 1967 zu besteigen. Derartige Erstbegehungen wurden jedoch schon rar und seine Freunde verabschiedeten sich zunehmend zu den hohen Bergen der Welt, um dort bei Expeditionen zu zeigen was sie können. Heini fuhr nicht, er ging seinem Beruf als Kaminkehrer nach und auch als Reinhold Messner ihn zu einer Expedition zum Manaslu einlud, schlugt er aus. Zwar war es sein großer Traum auch einen 8.000er zu besteigen und vielleicht sogar mit Ski abzufahren, aber er hatte Erika Lösch geheiratet und war Vater geworden. Seine Entscheidung traf er bewusst, es war die letzte Gelegenheit, um in die internationale Bergsteigerelite aufzuschließen.

Er hatte jedoch bereits einen würdigen Ersatz gefunden, um sich sportlich auszudrücken. Seinem Wunsch Außergewöhnliches zu leisten folgte er auf Skiern. Die Befahrung von steilen Eisflanken und Rinnen begann für Heini Holzer am 13. Juni 1970. An diesem Samstag fährt er gemeinsam mit Hermine Lottersberger und seinem Freund Siegfried Messner die Nordwand der Marmolata ab. Die ersten Meter sichert er sich noch mit einem Seil, dann fährt er über den steilen Eiswulst ins Ungewisse. Die Befahrung gelingt. Jedoch ist Hermine entsetzt, Heinis Skikünste lassen sehr zu wünschen übrig. Er hatte das Skifahren nie richtig erlernt, sondern war immer nur auf Skitouren unterwegs.  Eine Skipiste hatte er noch nie betreten. Mit diesem „Zirkus“ wollte er nichts zu tun haben. Als Jugendlicher konnte er sich keine Aufstiegsfelle leisten, um sie unter seine Ski zu schnallen und daher band er als Ersatz Tannenzäpfen auf den Skibelag, um den Berg hinauf gehen zu können. Die Kritik seiner Freundin an der Marmolata ging jedoch nicht ungehört an ihm vorüber. Er trainierte gezielt die Skitechnik und verbessert sich.

Sieglinde Walzl
Sieglinde Walzl

Die steilen Wagnisse durchzuführen war eine Idee, die Heini bei der Begehung des hohen Angelus kam, er befand sich zu dem Zeitpunkt in der Südwestrinne und er dachte darüber nach, was er machen könne, um einen bleibenden Eindruck als Extremalpinist zu hinterlassen. Die Steilwandabfahrten, das Extremskifahren war seine Wahl. Auf dem Gebiet gab es noch die Möglichkeiten sich in den heimischen Bergen von der Konkurrenz abzusetzen. Natürlich hatte Holzer schon von Steilwandabfahrten gehört, von Sylvain Saudan, Kurt Lapuch, Manfred Oberegger, Albrecht Thausing und auch den Abfahrten von Emil Allais und weiteren Franzosen. Verglichen mit der Leistungsdichte im normalen Alpinismus konnte er sich hier noch beweisen. Vor allem konnte er die Abfahrten ohne langwierige und kostspielige Expeditionen durchführen.

Schnell folgten auf die Erste weitere Abfahrten: Die Similaun Nordwand eine Woche später und einen Warnschuss bekam er in der Nordrinne der Cima Tosa. Holzer stürzte, rutschte und konnte sich kurz vor einem hohen Eiswulst in der Mitte der Rinne wieder fangen. Fast wäre diese Abfahrt ins Auge gegangen. Zuvor hatte er Sturztraining durchgeführt und dieses hatte sich bezahlt gemacht. In schneller Folge gelingen ihm darauf hin noch weitere Routen.

Auch die Rinne, in der er Jahre zuvor zwei Kameraden aus einer Lawine befreite, die „Schück Rinne“ am Ortler, durchfährt er auf Skiern.

Seiner Konkurrenz ist er sich bewusst. Sylvain Saudan war ihm schon ein Begriff bevor er begann zu fahren, doch wollte er seinem Stil treu bleiben, er wollte es anders machen – ohne Helikopter, ohne Träger, ohne Hilfe von Außen. Diesen Prinzipien bleibt er treu: Jeden einzelnen Berg den er mit Skiern abfährt, ist er zuvor aus eigener Kraft hinauf gestiegen.

Die schwerste Abfahrt Holzers war die Südwestwand des Kleinen Ifingers. Holzer selbst bezeichnete sie so. Er kannte den Berg wie kaum einen anderen, es war sein Hausberg. Er hat die Wand aus allen Winkeln und zu jeder Jahreszeit begutachtet, war oft der Überzeugung, dass eine Abfahrt möglich sei, dann wieder glaubte er das Gegenteil. Drei volle Jahre ist sein Ziel die Befahrung einer Linie zwischen den Felsbändern, Rinnen und Schneefeldern durch ein Gewirr aus Stein, Eis und wenig Schnee.

Die durchgängigen Rinnen und großen Eisflanken stellen keine nennenswerte Herausforderung mehr für ihn dar. Es sind komplexe Felswände die ihn reizen. Die Fahrt durch die Südwestwand des Kleinen Ifingers gelingt nachdem Heini die Route hinauf gestiegen ist. Die meiste Zeit ist er nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt, der Schnee stellenweise nur wenige Zentimeter dick. Seine Nerven sind zum zerreißen gespannt, Steinschlag poltert neben ihm hinab. Doch alles klappt …

Der Kleine Ifinger ist ein eher unbekannter Berg, dagegen finden andere Befahrungen Holzers an bekannten Bergen quer durch die gesamten heimischen Alpen statt. Das Skimuseum von Courmayeur bewahrt die Ski, mit denen er die Brenvaflanke am Mont Blanc abgefahren ist, bis heute auf. Eine der schönsten Firnwände geht auf sein Konto: die Nordostwand der Lenzspitze. Und der berühmte Biancograt am Piz Bernina wird ebenfalls Schauplatz von Heinis Steilwandabfahrten. An diesem Berg kommt eine seiner Marotten zum Vorschein: Gelegentlich versteckt er seine Skier, um zu vermeiden, dass ein Konkurrent von seinen Plänen erfährt. Der Hüttenwirt der Tschierva Hütte spricht ihn nach der Abfahrt auf das Versteckspiel an: „Ich hätte schon nichts verraten!“

Holzer zeichnet seinen Stil in alle Unternehmungen. Alpinistisch, in kurzer Zeit hinauf und auf Skiern hinab, wo immer möglich. Er trainiert viel, um dies zu bewerkstelligen. Fast jeden Tag joggt er. Pro Woche 80 bis 120 km. Für seine Teststrecke auf die Mutspitze und zurück benötigt er etwa 2 Stunden für die 1.500 Höhenmeter. Von Sulden aus auf den Ortler und zurück ist er im Schnitt 4,5 Stunden unterwegs. Für ihn ist die Kondition ein wesentlicher Teil, der zu seiner Sicherheit beiträgt. Auch Klettern und Skitouren tragen zu seiner Fitness sowie dem Knowhow, das er benötigt, bei. Zusätzlich betreibt er Autogenes Training, um sich auch mental vorzubereiten. Die Kondition äußert sich deutlich bei seinen Befahrungen. Er wird vor der Befahrung des Sérac Z an der Lyskamm Nordwand gefragt, wie viele Tage (sic) er für den Aufstieg benötigen würde. Viele Bergsteiger waren damals 13 bis 28 Stunden in der Lyskamm Nordwand unterwegs – auf kürzeren Routen. Nach nur 4 Stunden steht Heini Holzer am Gipfel und bereitet sich auf die Abfahrt vor. Slalom durch die Séracs, Querungen, Eisrampen, Schneebrücken und Gletscherspalten. Voller Freude gelingt die Fahrt, Heini ist überglücklich.

Holzer Lyskamm
Holzer Lyskamm

Jahr für Jahr sammelt er immer mehr hochkarätige Abfahrten. Neben dem Beruf kostet dies sehr viel Zeit, Vorbereitung, Training und die Nachbereitung inklusive Vorträgen sowie dem Verfassen von Artikeln für Zeitungen und Magazine, in denen er gerne seine Haltung gegenüber seinen Kritikern wohldurchdacht äußerte. Der Zeitbedarf ruiniert seine Ehe – Erika zieht mit den Kindern aus. In Folge ist der Steilwandskifahrer noch mehr unterwegs, häufig mit seiner Kletter- und bald Lebenspartnerin Sieglinde Walzl. Sie war es auch, die viele der Fotos vom kleinen Napoleon der Wände (so nannte ihn das Magazin „Bunte“) machte. Sie war häufig auch auf Skiern bei den steilen Abfahrten mit dabei.

Immer öfter wird Holzer nicht nur Ausrüstung angeboten, sondern auch Geld. Immer öfter werben Firmen mit seinem Konterfei. Doch das behagte ihm nicht. Er war Amateur aus Überzeugung. Das romantisch verklärte Bild des einsamen Berggängers, der hoch oben im Gebirge Heldentaten vollbringt, ohne dafür etwas einzufordern, ist tief in ihm verwurzelt. Die Zeichen der Zeit waren jedoch andere – sein Freund Reinhold Messner hatte damals als einer der Pioniere kein Problem damit aus seinen alpinen Leistungen Kapital zu schlagen. Auch Heini nimmt diese Möglichkeit letztlich wahr und schließt Verträge ab, die ihm nicht nur Ausrüstungsgegenstände und die Möglichkeit zur Produktentwicklung öffnen. Über sein bescheidenes Auskommen als Kaminkehrer hinaus ermöglichte ihm dies ein wenig mehr finanziellen Spielraum.

Zum abrupten Ende der einzigartigen Karriere kam es schon früh. 1977 stieg er ein letztes Mal auf und stürzte bei der Abfahrt durch die Nordflanke am Piz Rosegg. Um den Tod Heini Holzers rankt sich eine Frage – was genau war der Auslöser für den fatalen Sturz am Piz Rosegg?

Kurz zuvor war Holzer noch auf der Hofpürglhütte am Dachstein, wo er beim Treffen der Internationalen Hochtouristengruppe Bergland Freunde und Spitzenalpinisten trifft. Als der Herausgeber und seines Zeichens ebenfalls Extremalpinist Toni Hiebeler noch ein paar Bilder von Holzer machen möchte ruft der ihm zu: „Also mach` ein paar Sterbebilder von mir!“. Zwei Tage später reist er ab. Er befährt die Monte Zebrù Nordwand – fast schon als Trainingstour. Sein Ziel für diese Tage ist aber ein anderes. Der Piz Rosegg. Heini ist nervös, er denkt an das Bevorstehende. Pfarrer Josef Hurton, Chef des Bergrettungsdienstes in Sulden, den er noch kurz trifft, hat ihn noch nie so unruhig erlebt. Holzer will dieses Vorhaben „jetzt abschließen“.

Gemeinsam mit Sieglinde Walzl und Helmut Vitroler macht er sich auf den Weg zu dem Berg an dem er zuvor bereits fünf Mal umdrehen musste. Prompt ist es am 3. Juli auch nicht möglich abzufahren, die Bedingungen sind sehr gut, aber, um eine Gruppe Bergsteiger, die über die Nordostwand aufsteigen, nicht zu gefährden, muss er an diesem Tag verzichten. Am nächsten Tag ist er wieder da, dieses Mal jedoch ohne seine beiden Freunde, die den Heimweg antreten mussten. Er steigt zusammen mit sechs Bergführeranwärtern aus der Schweiz auf. Schon um 7 Uhr ist er oben, wechselt noch ein paar Worte mit einem Bergführer aus St. Moritz und fährt dann in die Wand ein. Nach wenigen Meter strauchelt er, bricht mit dem Skistock ein, kommt in Rückenlange, stürzt. Sofort hält er den Sturz und rettet sich zurück auf die Ski – das Sturztraining hat sich erneut ausgezahlt. Er setzt die Fahrt fort und entschwindet den Blicken der am Gipfel zurück gebliebenen. Die weiteren Meter verfolgt der Hüttenwirt Arnold Amstutz mit einem Feldstecher – Holzer stürzt seiner Beobachtung nach schon im oberen Drittel der 650 Meter hohen Wand ein zweites Mal, noch vor der kurzen Engstelle, durch die er sich abseilen wollte. Dieses Mal kann er sich nicht halten und er fällt bis zum Wandfuß. Tot.

Die Gründe für den Absturz sind nicht abschließend geklärt – ob er erneut über einen Skistock gestolpert ist oder die Skibindung auslöste, weiß man nicht. Fakt ist: Kurz vor dieser letzten Abfahrt musste Holzer den Materialsponsor seiner Skibindung wechseln. Die Firma Marker hatte ihm mitgeteilt, dass man lieber Sicherheitsbindungen verkaufen wolle, die sich im Notfall öffnen. Steilwandskifahrer benutzen dagegen Bindungen die sich so einstellen lassen, dass sie sich nicht öffnen. Bei Tests mit einer neuen Bindung hatte sich gezeigt, dass sich diese auch plötzlich und unvorhergesehen öffnen konnte. Einen Wechsel zurück auf die zuverlässige Bindung, die er gewohnt war, lehnte er aus Prinzip ab.

Was auch immer die Ursache für den Absturz war, durch ihn schied einer der besten und zugleich einflussreichsten Steilwandskifahrer aus dem Leben. Im gleichen Alter wie sein großes Vorbild Hermann Buhl, mit nur 33 Jahren, musste Heini Holzer die letzte Konsequenz des gefährlichen Tuns tragen.

Umfrage – Routenbeschreibungen

So. So langsam wird auch in den steileren, schneebedeckten (muhaha 2017) Sachen wieder was gehen. Also geht auch hier mal wieder was.

Das nächste Projekt ist in den Kinderschuhen. It’s going to be big. Da Routenbeschreibungen teils eher rar sind habe ich/wir ( 😉 ) vor da was raus zu hauen. Damit das Ganze aber auch irgendwie mit Plan und Ziel und vor allem für diejenigen ist, die davon wirklich proftieren, hier zu Beginn eine Umfrage mit steilen Abfahrten. Die Liste ist natürlich nicht vollständig – ich werde laufend weitere Abfahrten hinzufügen, weiterhin dran bleiben lohnt sich also. Diejenigen Routen, die am meisten Stimmen bekommen, werden dann im nächsten Schritt ausführlich beschrieben (stay tuned for that! It’s going to be big, so terrific. Believe me! Great people, great project.)

Also es sind jetzt schon ein paar, also ruhig ein paar Minuten Zeit nehmen. Mehrfachabstimmung ist natürlich möglich!

Danke!

Ach ja, und you will pay for it 🙂

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Welche 50 Routen sollen ausführlich beschrieben werden?

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Albrecht Thausing, Manfred Oberegger – Die Wilden aus den Ostalpen

Vorab: zunächst nur als Text ein Interview, Bilder kommen noch. Habe aktuell mit www.derkontext.com genug zu tun 😉 .

Manfred und Albrecht treffe ich in Manfreds Haus, das sehr idyllisch bei Salzburg auf einem Hügel liegt. Wir sitzen zusammen in der Küche um einen Tisch herum und trinken Kaffee. Gleich zu Beginn stellt sich eine sehr freundliche, herzliche Stimmung ein. Die beiden sind sehr offen und fragen mich zunächst auf sympathische Art aus wer ich bin, wieso ich die beiden treffen will. Es entwickelt sich ein angenehmes Gespräch bei dem sich Manfred und Albrecht gegenseitig die Bälle zuspielen, einander immer wieder an die Zeiten damals erinnern und eine Anekdote nach der anderen erzählen. Trotzdem bleiben sie stets bei meinen Fragen und antworten zwar ausgeschmückt jedoch konkret. Beide sind lustig, erzählen Witze, lachen viel und haben offensichtlich Spaß. Sie zeigen mir Fotoalben in denen ihre zahlreichen Abenteuer, die neben dem Steilwandskifahren noch Klettertouren und auch Expeditionen in hohe Berge beinhalten, verewigt sind. Inzwischen sind die beiden als ältere aktive Herren zu bezeichnen, Manfred ist zum Zeitpunkt des Gesprächs 69, Albrecht noch nicht ganz 65. Manfred ist mit über 180cm relativ groß, weder spindeldürr noch dicklich und man merkt ihm an, dass er Kraft hat. Seine Begeisterung für jede Form des Skifahrens zeigt sich sofort, er schwärmt von seinen neuen Ski, von Tiefschnee, von Touren und von anderen Skifahrern. Er ist stets witzig, sehr lebensfroh und nie um eine freche Antwort verlegen. Albrecht, etwa 175cm groß, ist dagegen dünn. Er hat kein Gramm Fett am Körper. Von der Art her ist er ruhiger als Manfred, dabei sehr warmherzig und überlegt. Seine Augen strahlen stets eine natürliche Freundlichkeit aus. Albrecht redet langsamer und gestikuliert auch weniger als Manfred, der gerne mit den Händen seine Reden unterstützt. Bei den beiden hat man das Gefühl wie ein Freund aufgenommen zu werden, sie verheimlichen nichts, lästern nicht, sind guter Stimmung und freuen sich über das Gespräch.


Nachruf Manfred Oberegger:

Am 28.03.2013 verstarb Manfred Oberegger durch eine Lawine in den südlichen Niederen Tauern. Noch mit 70 Jahren war er viel auf Skitouren und auch als „Freerider“ in den Skigebieten rund um Salzburg unterwegs – immer mit dem neuesten Material und bester Stimmung. Zweifellos hatte er zahlreiche Freunde und war der jungen Generation Bergsteigern fast schon eine lebende Legende, von der mit einer gehörigen Portion Respekt sowie mit viel Sympathie gesprochen wurde.

Dem Author gegenüber war Manfred überaus hilfsbereit, aufgeschlossen und herzlich. Wir lachten miteinander, sinnierten am Telefon darüber wie es in den alten Zeiten wohl tatsächlich war, schrieben Emails hin und her um Einzelheiten sowie Fakten zu klären und in jeder Minute dieses Austauschs spürte man seine lebensfrohe Natur. Stets hatte er einen Scherz in Petto. Keine flachen Kalauer sondern reflektierte und ehrliche Lacher.

Albrecht Thausing antwortete auf meine Kondolenz mit den Worten:

„Es war eine sehr stimmungsvolle Verabschiedung mit unzähligen Freunden.

Erhard, einer seiner besten Freunde, hat eine Rede gehalten die trotz der großen Traurigkeit mitunter ein Lachen in die Gesichter gezaubert hat – sicherlich ganz im Sinne von Manfred.“


 

B: Wie, wo habt ihr mit dem Skifahren begonnen?

ALBRECHT: Skifahren habe ich auf Holzski gelernt, ohne Kanten natürlich, die kamen erst später. Mit Bienenwachs wurden sie sehr schnell und das riecht auch so gut. Das muss man erlebt haben! Das war noch in der Steiermark wo ich ursprünglich her komme.

 

MANFRED: Bei mir war all das in Salzburg, hier komme ich her. Wir hatten da so einen schwarzen Baatz (Dialekt für klebrige weiche Masse), „Hofer Blitz“ hieß der. Darunter den „Glockner Grundlack“, ein roter Grundierungslack der auf das Holz aufgetragen wurde. Den hat man ab und an angeschliffen und neu aufgepinselt, darüber wie gesagt das „Hofer Blitz“. Es war das einzige Wachs das es damals bei uns gab.

 

ALBRECHT: Bei uns in der Steiermark gab es viele Bauern und wir hatten halt Bienenwachs. Das ging perfekt wenn man es gut und lange aufgebügelt hat – hat aber nicht lange gehalten.

 

MANFRED: Nach dem Krieg haben wir am Mönchsberg hier in Salzburg unsere ersten Skiversuche gestartet, da gab es noch starke Winter. Natürlich waren wir auch am Gaisberg, den sind wir hinaufgelaufen, Lifte gab es nicht. Da steht lustiger Weise jetzt noch ein Schild: Skilift, den gibt es aber nicht mehr.

Die treibende Kraft im Bezug auf den Alpinsport war bei uns Kurt Lapuch, er ist leider 1999 in der Göll Westwand tödlich abgestürzt. Der Kurt war sehr aktiv und wir beide waren sehr viel mit ihm unterwegs. Klettern, Westalpentouren und auch Skitouren. Er war der kreative Geist was die Steilwandabfahrten angeht und kam mit Vorschlägen wie: „da am Sonnblick, da wüsste ich was, das machen wir!“ und dann haben wir das gemacht. 1968 war das – ‘67 hatte ich noch ein gebrochenes Bein. Es ging gut, wir waren begeistert. Wie ein Pingpong Ball schossen dann die Ideen hin und her was alles möglich wäre, wer dann darauf kam die Wiesbachhorn Nordwestwand zu fahren weiß ich nicht mehr. Die ging auch gut.

Kurt hat das dann gerne publiziert. Uns hat es natürlich auch gefallen; wenn man seinen eigenen Namen in der Zeitung gelesen hat war das schon schön. Die Frau vom Kurt hatte Fotos am Fuscherkarkopf gemacht damit Kurt sie veröffentlichen konnte. Aber die durfte ich niemandem zeigen. Sie hatte sie im falschen Winkel aufgenommen, sie hätte sie „übersteilt“ schießen sollen, aber sie hatte sie normal in der Wand geschossen und so sah alles sehr normal und unspäktakulär aus. Wir waren gegenüber den Veröffentlichungen etwas ambivalent, denn eigentlich hat sich das irgendwie „nicht gehört“. Wir hatten den ethischen Anspruch nicht so dick aufzutragen, ganz im Gegensatz zu Kurt der oft ordentlich Gas gegeben hat. Prompt kam auch ein Anruf vom ORF für einen Film: Ski Extrem – Sonnblick Nordwand – ob wir noch mal fahren würden. Das haben wir gemacht.

Dann ging es mit Filmteam auf Tour. Damals hatten wir die Lusser Bindungen. Die waren furchtbar da man bei voller Fahrt aus der Bindung geflogen ist. Sie hatten einen schlechten Ruf und wir mussten sie mit Draht fixiert. Kurt ist aber trotzdem bei dieser Befahrung am Sonnblick gestürzt da die Bindung aufging. Er flog bis ganz hinunter und brach sich glücklicherweise nur ein Bein. Das war dann quasi der Grundstein für die weiteren Befahrungen von uns beiden, Albrecht und mir.

 

ALBRECHT: Als nächstes ist dann der Manfred auf die Pallavicini Rinne am Großglockner gekommen. In den Medien schrieben sie davon, dass ein Schweizer kommen würde um die Pallavicini Rinne zu befahren. Das war natürlich Sylvain Saudan.

MANFRED: Der Saudan war einer der Gründer, noch vor dem Holzer, er war schon irgendwo unser Idol, zu dem haben wir damals aufgeschaut.

 

ALBRECHT: Aber wir dachten uns: „Ja sackradi, der braucht ja net extra von Frankreich da her fahren, wir hams ja viel näher!“

 

MANFRED: Fairerweise muss man auch sagen, dass vor uns schon zwei mit Firngleitern abgefahren sind. Anfang der 60er.

 

ALBRECHT: Herbert Zacharias und Gerhard Winter.

 

MANFRED: Anschließend wollten wir dann die Nordostwand am Piz Rosegg fahren und waren auch schon dort um alles auszukundschaften. Kurz darauf ist der Holzer aber genau da tödlich verunglückt und wir entschieden uns dagegen.

Vor all dem war aber noch die Monte Rosa Ostwand dran. Der Kurt und ich sind die gefahren. Eine tolle Abfahrt, wir hatte einiges Glück. Er ist über eine Spalte gesprungen und irgendwie ist er gestrauchelt und gefallen; es hat ihn umgedreht und er ist rückwärts kopfüber den Hang hinunter gerutscht. Nicht in einem Höllentempo aber schon zügig. Ich bin hinterher, um ihn herum, und konnte ihn aufhalten. Wir hatten das trainiert, auch Purzelbäume, Salti, Überschlagen und so weiter. Weil wir das so eingeübt hatten fühlten wir uns recht sicher. Vom Tal aus haben sie uns mit Feldstechern beobachtet und dann später auch aufgeregt gefragt welcher von uns beiden gestürzt ist.

Unten haben wir sogar Autogramme gegeben und die Musik hat uns empfangen. Die Leute im Ort waren fantastisch, wir wurden dorthin auch immer wieder mal eingeladen. Wir waren schon stolz auf unsere Leistung.

Fünf Minuten nach unserer Abfahrt kam eine Lawine runter, ein riesen Ding. Ein Bergführer von dort wiederholte ständig: „Danket Gott, Danket Gott.“ Es hat schon ziemlich gekracht und gescheppert.

Nur eine Woche zuvor war Sylvain Saudan das Marinelli Couloir gefahren.

Nachdem am Monte Rosa alles vorbei war habe ich mich gefragt, ob das alles verantwortlich sei. Ich hatte eine kleine Tochter von fünf Monaten und stellte mir die Sinnfrage. Plötzlich war ich überhaupt nicht mehr so stolz. Einerseits war da natürlich schon der Drang und die Begeisterung für solche Unternehmungen da wir ja wussten, dass wir es können, ein gewisser Geltungsdrang auch, das muss ich schon zugegeben und verniedlichen will ich es auch nicht, aber auf der anderen Seite dachte ich mir, dass die Tatsache es für meinen Geltungsdrang zu tun nicht gut wäre und habe daher für mich beschlossen nichts mehr öffentlich zu machen.

 

ALBRECHT: Ja, wir haben das damals diskutiert und es so beschlossen. Allerdings schickten wir die Befahrung der Pallavicini-Rinne dann doch an den Toni Hiebeler vom Alpinismus damit zumindest in Fachkreisen bekannt wird was geschehen ist, dokumentarisch sozusagen. Er hat es auch veröffentlicht.

 

MANFRED: Ähnlich geht es mir mit diesem Film über die Skiabfahrt vom Mount St. Elias. Das sind tolle Aufnahmen, ein schöner Film und die Bergsportler sind sicher sehr gut, aber die Aussage, dass man sich selbst nur spürt wenn man im Grenzbereich unterwegs ist, die kann ich nicht unterschreiben. Die Antwort auf die Frage ob man so etwas braucht um sich am Leben zu fühlen ist meiner Ansicht nach nicht schwarz/weiß. Wenn jemand es machen will, dann kann diesen sowieso niemand bremsen. Aber dies alles sozusagen als Droge zu nehmen damit das Leben nah ist halte ich für kontraproduktiv. Deshalb hat es mir bei dem Film auch teilweise den Magen etwas umgedreht.

 

ALBRECHT: Zudem sahen wir auch, dass es wirklich gefährlich war. Am Sonnblick sind kurz nach uns zwei verunglückt und in der Pallavicini-Rinne ebenfalls, Eisgeher allerdings. Deshalb haben wir jedenfalls bei der Befahrung der Pallatsch (Idiom für Pallavicini-Rinne) nichts in die Zeitungen gebracht. Natürlich ist das verschweigen dann auch keine wahrhaftige Strategie da es uns ja doch gefallen hat.

 

MANFRED: Einmal abrutschen und Du bist im Himmel … Unsere Einstellung war, dass wir auf gar keinen Fall stürzen durften. Ein Sturz ist verboten – zum Glück hatten wir vorgesorgt. Aber man darf sich da keine Illusionen machen.

 

ALBRECHT: Die Göll Ostwand war quasi unsere erste gemeinsame Probetour. Oben an der Einfahrt war es wirklich pickelhart, wir standen ausschließlich auf den Skikanten, kein Einsinken der Ski. Das war technisch sehr schwer. Man muss richtig sicher fahren können. Skitechnisch war ich nie so gut wie der Manfred, ich war dann eher der Kamikaze Fahrer da ich ihm ja irgendwie hinterher kommen musste. Aber wenn es steil ist muss man nicht schnell fahren, sondern sicher, da hat das dann auch wieder gepasst.

 

MANFRED: Ja die Göll Ostwand, das war hart. Rattertrrrrrrbrrrrrrrrrr, da hats gerattert, dass einem die Plomben aus den Zähnen gefallen sind. Da waren wir die Pallatsch runter gefahren und dachten, da können wir ja locker runter ziehen – aber denkste. Ich bin sie ja inzwischen schon oft gefahren und so schwer ist sie nicht, oben ist es halt kurz steil. Aber dieses eine mal, huiuiui.

 

ALBRECHT: In der Pallavicini Rinne haben wir das ja auch gesehen. Oben, wo es noch steil ist, war es sehr hart, dann in der Mitte war es traumhaft zu fahren und unten hatten wir dann eine Harschschicht durch die man nicht mehr durchgebrochen ist. Dort war es dann wieder schwer zu fahren. Man musste bei jedem Schwung springen um durch den Deckel zu brechen und guten Stand zu haben.

 

MANFRED: Elendig. Es gibt ja Bruchharsch den man fahren kann weil er berechenbar ist, aber so einer, der mal bricht und mal nicht, das ist sehr anstrengend.

 

ALBRECHT: Immer tschak, tschak, tschak. Immer hüpfen, dann ging es schon.

 

MANFRED: Haha, ja, und dann greift man immer mit der Hand an den Schnee, streift mit dem Handschuh, als könne man sich da irgendwie halten. Das machen alle so aber es bringt gar nix.

 

B: Wie steil kann man fahren?

MANFRED: Schwer zu sagen. Bei der Wiesbachhorn Nordwestwand ist mir aufgefallen, dass man mit nur einem Schwung ganz schnell mal gut und gerne fünf Meter weiter unten steht.  Da kommt man dann sehr schnell so richtig weit runter. Das ist ja auch gut so, da man auch die Fahrt bremst. Man carved ja nicht, man rutscht viel seitlich ab um das Tempo unter Kontrolle zu halten. Aber das ist ein tolle Gefühl, das macht schon auch ein bisschen süchtig.

 

ALBRECHT: Hm, ich weiß auch nicht, vermutlich kann man wirklich sehr steil fahren wenn alle Begleitumstände egal sind.

 

MANFRED: Genau, aber wenn man nicht stürzen darf, dann sieht die Sache schon ganz anders aus.

 

ALBRECHT: Aber es hört dann schon auch schnell auf, wenn man in der Wand steht und das Knie schon bis unter die Brust reicht, dann ist es irgendwann körperlich kaum noch möglich stabil zu stehen.

 

MANFRED: Die Grenze wird da schnell enger. Aber eins ist auch klar, je steiler es ist, sofern ich keine Angst haben brauche, desto leichter löse ich meinen Schwung aus. Nur kurz anstellen und rum, da braucht man fast nicht mehr abstoßen und schon bin ich ein gutes Stück tiefer.

 

B: Wie habt Ihr Euch vorbereitet?

MANFRED: Am Monte Rosa war ich drei Mal bevor es geklappt hat. Dann sind wir hoch geflogen. Der Dr. Junge von Kästle hat uns gesponsert. Mit einer Cessna sind wir von Hohenems nach Sion geflogen, mit einer Pilatus hinauf, unter dem Balmenhorn hindurch, zur Margherita, ausgestiegen. Da waren dann zwei aus dem Flugzeug schon totkrank. Die waren so höhenkrank dass sie kaum noch stehen konnten. Wir waren die Höhe natürlich gewohnt, blieben oben und fuhren Tags drauf ab. Aber drei Versuche waren notwendig.

 

ALBRECHT: Die Pallavicini hat dagegen sofort funktioniert. So wie das meiste. Wir kannten die Verhältnisse und die Routen, wir wussten also was wir taten. Eine spezielle Steilwandvorbereitung hatten wir bis auf das Sturztraining nicht.

 

B: Worin lag das Erlebnis bei Euch?

 

MANFRED: Die Abfahrt. Die war für mich immer das Wichtigste!

 

ALBRECHT: Das sehe ich etwas anders, für mich war die Zeit davor immer der absolute Wahnsinn. Ich bin auch viel weniger gefahren als der Manfred, normale Skitouren zwar, aber das kann man ja überhaupt nicht vergleichen. Und das Aufsteigen zum Gipfel war für mich persönlich das Allerschlimmste. Da hab ich mich so richtig gefürchtet. Wir sind ja viele schwere Klettertouren gegangen, aber da hab ich mich niemals so sehr gefürchtet. Gerade die Pallavicini-Rinne ist in meinem Kopf immer steiler und immer steiler geworden. Bis ich es für unmöglich gehalten habe. Dann sind wir vom Kleinglockner über die Scharte rüber und da konnte ich das erst mal hinunter schauen. In dem Moment ist mir ein richtig großer Stein vom Herzen gefallen und ich dachte mir: „Hah, wegen der habe ich mich so gefürchtet!? Na also, das wird gehen, das passt!“ Deswegen war für mich die Zeit davor auch so eindrucksvoll. Das Fahren selbst war dann natürlich super, nach dem ersten Schwung ging es immer.

 

B: Seid Ihr durch die Rinne aufgestiegen oder außen herum?

 

ALBRECHT: Meist über den Normalweg hoch.

 

MANFRED: Ja, auch am Monte Rosa. Da durch die Wand zu gehen ist ja Blödsinn da man zwei Tage unterwegs ist. Wir haben einfach auf der Margherita Hütte übernachtet und gingen morgens hinüber, haben oben gewartet bis es aufgefirnt hatte und sind dann abgefahren. Aber wir haben vorher schon viel erkundet, haben die Route genau angeschaut. Die Vorbereitung ist schon auch eine tolle Zeit. „Energie und aufgeregt“, das ist richtig gut. Aber das ist ja bei jeder größeren Sache so.

 

ALBRECHT: Richtig, von der ersten Idee bis es soweit ist, bis es stimmt.

 

MANFRED: Ja, die Vorbereitung. Das war ja damals ganz anders als heute. Ganz ohne Computer, Wetterberichte und so. Natürlich hatten wir schon auch eine Art Netzwerk in dem wir nach den Bedingungen gefragt haben, aber mit heute ist das gar nicht zu vergleichen.

 

B: Welche Ausrüstung hattet ihr?

 

ALBRECHT: Das war die Zeit der Kurzski. Vorher waren die ganz langen Skier mit weit über 2m angesagt, dann die kurzen als Tourenski. Meine waren 175cm.

 

MANFRED: Meine hatten 180cm. Das waren tadellose Ski, von Kästle!

 

ALBRECHT: Als Bindung so alte Backenbindungen mit einem Tiefzug und so Kabelzügen die durch einen Hebel gespannt wurden. Eine Feder sorgte für die „Sicherheit“. Um sie zu blockieren haben wir sie mit Draht blockiert damit sie garantiert nicht auf geht. Wenn man stürzt kann man auch gleich mit den Ski abstürzen, das macht dann keinen Unterschied mehr.

 

MANFRED: Dazu hatte ich dann einen Kastinger Plastikschuh. Die ersten Plastikschuhe die es überhaupt gab. Allerdings war die Firma ihrer Zeit mit den Schuhen weit voraus. Mir war der Schuh aber eigentlich zu gerade, also die Vorlage reichte mir nicht aus und ich habe ihn mir so modifiziert, dass ich meine Vorlage fahren konnte. Daraus habe ich dann auch ein Patent entwickelt mit dem man den Schaft nach vorne neigen konnte und dann fixierte. Der Kastinger Senior hat mir das Patent auch abgekauft, aber ich weiß nicht ob das jemals weiter verwendet wurde.

 

ALBRECHT: Bei meinen Schuhen konnte ich mir die Vorlage beliebig aussuchen: ich hatte noch alte Lederpatschen, nicht einmal besonders hohe zudem und auch noch wirklich alt und ausgelatscht. Zum Schnüren! Aber ich war keine anderen gewohnt, also ging es schon.

 

MANFRED: Wir sind mit dem gefahren was wir hatten und haben mehr auf unsere Fähigkeiten als auf das Material vertraut. Der Albrecht war ein unglaublicher Bergläufer und Langläufer. Geierlauf, Wildsaurennen … alles gewonnen. Mit Zeiten die auch heute noch super sind.

 

ALBRECHT: Entscheidend ist halt immer, dass man wirklich genug Kondition hat. Mir hat das viel Spaß gemacht und ich habe viel trainiert, ich trainiere bis heute.

 

MANFRED: 1982, da haben wir 6700 Höhenmeter gemacht und oben auf dem Hocheck waren wir mit Stirnlampen, sind abgefahren und uns kam einer um vier Uhr früh entgegen. Dem sagten wir dann: „spät bist dran heut, spät bist du dran!“ Der hat uns angeschaut, dem sind die Augen aus dem Kopf gefallen.

 

ALBRECHT: Der Manfred geht viel zum Mountainbiken, da erlebt man auch kuriose Geschichten.

 

MANFRED: Vor ein paar Jahren war ich mit dem Fahrrad auf der Schlenkenrunde und traf eine Linzer Partie, auch so etwas ältere Herren wie wir, die sich lustig unterhielten. Wir setzten uns dazu, tranken etwas gemeinsam. Da erzählt einer von denen was er vor Jahrzehnten in der Pallavicini-Rinne erlebt hatte. „Er war im Aufstieg als ihm etwas entgegen gekommen ist das er nicht erkannte. Es waren zwei Skifahrer. Der eine kam zu ihm und meinte: „Was? Hier geht ihr zu Fuß hoch? Boah! Ist das nicht steil und anstrengend?“ Und weg war er …“ Der Skifahrer, der war ICH! 40 Jahre später haben wir uns wieder getroffen, was ein Zufall!!!

 

ALBRECHT: Ja, das weiß ich auch noch gut, ich dachte mir damals gleich: „das ist wieder typisch Manfred“.

 

MANFRED: Nunja, das gehört schon mit zum Image.

 

B: Anschließend an die Pallavicini ist nie wieder etwas öffentlich geworden von euren Befahrungen. Habt ihr dann aufgehört oder einfach nichts mehr veröffentlicht?

 

MANFRED: Ja, da kam dann immer mehr die Sinnfrage. Anschließend daran habe ich auch nie wieder darüber gesprochen, auch nicht in meinem Beruf als Managementberater im Outdoor Bereich. Steilwandskifahren geht eher in die Richtung Risiko und das ist im Management überhaupt nicht gefragt. Wilder Hund – großes Risiko, das war da nicht gut. Inzwischen hat uns das auch quasi 30 Jahre lang in Ruhe gelassen, bis das Team von ServusTV kam.

 

ALBRECHT: Da kam dann die Geschichte mit dem vermeintlichen Erstbefahrern hoch. Wir fuhren die Pallavicini Rinne und fragten uns, ob wir das veröffentlichen. Haben uns dagegen entschieden, nur im „Alpinismus“ damit Insider es erfahren und ein klein wenig in Tageszeitungen. Ein paar Tage später stand dann in den Zeitungen, dass ein Kärtner die Erstbefahrung der Pallavicini-Rinne durchgeführt hätte. Zwei Tage nach uns, das Datum stand dabei. Wir haben aber nie etwas unternommen um das richtig zu stellen, es war uns vor allem sehr unangenehm. Dann kam der Film von ServusTV und prompt haben sich Freunde von ihm gemeldet und sich beschwert, uns als „Falsche Erstbefahrer“ bezeichnet. Es war ja auch ganz knapp, nur zwei Tage, jedoch hat uns der Wirt von der Hofmannshütte zugeschaut und bestätigt unsere Befahrung als die Erstbefahrung.

 

MANFRED: Wir haben ihm nie einen Vorwurf gemacht und er hat das damals sicher nicht mit Absicht falsch veröffentlicht. Der Regisseur von dem ServusTV Film hat gar nicht glauben können, dass uns diese Veröffentlichung nicht wichtig war.

 

ALBRECHT: Um das zu verstehen warum wir nichts veröffentlicht haben muss man wissen wie die Einstellung im Alpinismus bei uns damals war. Ich wohnte noch in der Steiermark und war viel Klettern. Wir packten unseren Rucksack nie öffentlich, wir haben uns hinter den Hütten versteckt wenn wir das ganze Kletterzeug ein und ausgepackt haben. Wenn man das vor allen dort, vor den Wanderern, Touristen gemacht hat, dann war man ein Angeber. Wenn man gefragt wurde wohin man geht sagte man: „Auf einen Berg“, außer man kannte denjenigen gut. Man musste sich alles aus der Nase ziehen lassen da man sonst als Angeber gegolten hätte. So habe ich das damals jedenfalls empfunden und diese Einstellung hatten wir dann auch. Wobei das natürlich uns selbst gegenüber auch irgendwie „falsch“ war, da wir es ja schon super fanden das zu können.

 

 

B: Euer Verhältnis? Freunde?

 

MANFRED: Ja, wir kennen uns schon sehr lange und hatten fast unser ganzes Leben lang Kontakt. Der wurde zwar auch mal weniger, aber wir haben schon immer etwas zusammen gemacht.

 

ALBRECHT: Insbesondere während meiner Leichtathletikzeit haben wir nicht so viel gemeinsam unternommen.

 

MANFRED: Oft waren wir zu Winterbegehungen unterwegs und fast jedes Jahr für ein paar Tage in den Westalpen, das schweißt zusammen.

 

ALBRECHT: Da gibt es Erlebnisse die sich einbrennen, die vergisst man nicht mehr.

 

MANFRED: Darüber hinaus pflegen wir unsere Freundschaft auch auf einer sehr persönlichen Ebene, das ist gut.

 

 

B: Und wie war der Kurt?

 

MANFRED: Er war ein sehr kreativer Alpinist, hat viele Erstbegehungen gesucht, wir waren auch zusammen am Hindukusch um einen 7000er zu besteigen. Für so etwas hatte er den richtigen Riecher. Ein sehr guter Bergsteiger aber gar kein so herausragender Skifahrer. Er konnte schon fahren, aber nicht übermäßig gut. Die große Kreativität und das sichere Beurteilen der Gesamtsituation zeichneten ihn aus. Was und wie macht man etwas, die Vorbereitung, das konnte er ausgesprochen gut. Er war der Ideenbringer und hat dann auch gerne darüber gesprochen, er hatte einen recht hohen Geltungstrieb. Also nenne wir es so: Schüchtern war er nicht. Wir haben schon auch verrückte Sachen gemacht. Winterbegehung der Westlichen Zinne: bei -27 Grad Celsius lagen wir in den Hängematten, da sind wir dann umgekehrt. Ich mochte Kurt sehr und vermisse ihn jetzt.

 

ALBRECHT: Ja, so geht’s mir auch.

 

 

 

B: Wo geht die Reise des Steilwandskifahrens hin?

 

MANFRED: Es wird wohl gemacht werden was irgendwie machbar ist. Das ist dem Menschen innewohnend. Die noch extremeren Herausforderungen werden sicher angegangen.

 

ALBRECHT: Genau so sehe ich es auch, wobei ich mich selbst nie an dem orientiert habe, auf keinem Gebiet. Meist dachte ich mir: besser einen Schritt zurück, eine andere Idee finden und ganz was anderes machen.

 

MANFRED: Wenn man mir vor 30 Jahren gesagt hätte, dass jemand alle drei großen Nordwände in den Alpen an einem Tag macht, hätte ich Haus und Hof dagegen verwettet. Aber es ging. Insofern: sag niemals nie!

 

ALBRECHT: Wir selbst waren nicht am Limit, da wäre schon noch mehr gegangen. Für die Zeit war es sicher progressiv, aber extremer ging es damals auch schon.

 

MANFRED: Mein Gefühl war immer, dass meine Vorstellung davon, dass ich nicht stürze, mich auch nicht stürzen lässt. Natürlich ist das eine Illusion aber es hat funktioniert. Wir haben das Stürzen, Saltos, auf einem Ski fahren, zurück auf die Ski ja trainiert. Aber am Berg ausprobieren wollten wir es nie. Gerade das Einskifahren konnte ich gut. Nachdem ich mir ein Bein gebrochen hatte konnte ich nur auf einem Ski fahren und es dadurch natürlich gelernt.

 

ALBRECHT: Am Untersberg haben wir das trainiert, mal mit dem rechten und mal mit dem linken Ski, zuletzt mit einem Ski und ohne Stecken. Da wird’s dann lustig …

 

MANFRED: Da mussten die anderen schon sehr gut fahren können um uns hinterher zu kommen obwohl wir keine Stecken und nur einen Ski hatten. Man bekommt auch die entsprechende Muskulatur. Da war damals viel Übermut dabei, das war nicht ernst, wir hatten Spaß.

 

ALBRECHT: Selbst in der Pallavicini hatten wir Spaß, wir konnten viel über uns selbst lachen.

 

MANFRED: Ohjeh, ja, wenn ich mich daran erinnere wie sehr Du da gestunken hast vor lauter Angst.

 

ALBRECHT: Mir war da eigentlich nicht zum Lachen zumute, aber der Gestank war wirklich fürchterlich. Ich glaubte innerlich zu verwesen, da hat nichts mehr funktioniert.

 

MANFRED: Ich habe Dir gesagt: genau hier machst du einen Schwung. Und zack! Da hast du den Schwung gemacht und es ging. Von da ab hatten wir keine Probleme mehr mit der Abfahrt.

 

ALBRECHT: Genau. Vorher war das Skianziehen heikel. Da hatte ich den Gedanken, dass ich bloß nichts verlieren darf das in den Abgrund fallen könnte …

 

MANFRED: Anschließend haben wir noch oft darüber gesprochen, aber nicht indem wir von unseren Heldentaten geprahlt haben, eher mit einem Schmunzeln.

 

ALBRECHT: Vor allem auch weil es so relativ ist. Drüber gibt’s noch so viel, viel schwerer, viel riskanter, da brauchten wir uns gar nicht überlegen fühlen. Beim Klettern war ich viel mehr am Limit.

Eine neue Alpindisziplin erwacht

In den Ostalpen war man von den Nachrichten über Saudans Erstbefahrungen, die sich weltweit verbreiteten, tief beeindruckt. Viele sahen, dass sich die eigene Disziplin zu entwickeln begann. Steile Abfahrten hatte man zwar zuvor auch schon gewagt, nun bestand aber noch mehr Anreiz zu zeigen, was man selbst kann. Schließlich lockte mediale Aufmerksamkeit.

Albrecht Thausing, Manfred Oberegger und Kurt Lapuch machten von sich reden. Oberegger und Lapuch befuhren die Sonnspitz Nordwand. Bei einem Filmdreh am Sonnspitz, für einen Fernsehdreh führten die drei die Befahrung erneut durch, brach sich Lapuch ein Bein. Der Hang war so steil, dass er wie von einem Katapult aus der Wand geschleudert wurde und erst weit unten den Sturz zum stehen brachte. Glück im Unglück, es hätte erheblich mehr passieren können.

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Albrecht Thausing und Manfred Oberegger

So waren Albrecht und Manfred nun als Duo aktiv während ihr Mentor im Krankenhaus harrte. Die erste gemeinsame Abfahrt und „Proberunde“ war die Hohe Göll Ostwand. Anschließend sorgten die beiden mit der ersten echten Befahrung der Pallavicini-Rinne am Großglockner für Aufsehen. Journalisten erfuhren davon und die Presse griff die Geschichte gerne auf. Allerdings waren sie nicht die einzigen, die mit der Pallavicini Furore machten. Es gibt einen weiteren „Erst“befahrer. Michael Zojer fuhr nur wenige Tage nach den beiden. Er wusste nichts von seinen Vorgängern. Ihm gelang es seine Abfahrt in der deutschen Zeitschrift „Bunte“ zu platzieren.

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Auch im deutschsprachigen Raum war damit das Steilwandskifahren in der breiten Öffentlichkeit erstmals auch im Mainstream präsent. Erst Jahrzehnte später klärte sich der Irrtum anlässlich eines Films über die Erstbefahrer Oberegger und Thausing auf. Die „echten“ Erstbefahrer hatten zuvor keinen Wert darauf gelegt, sich mit der Tat zu brüsten. Die doppelte Erstbefahrung warf jedoch die Frage auf, wer denn nun tatsächlich die Nase vorn gehab hatte. Es gab einen Zeugen: Ein lokaler Hüttenwirt hatte beide Abfahrten beobachtet und bestätigte, dass Manfred Oberegger und Albrecht Thausing die ersten waren.

Pallavicini Rinne – Großglockner

Schließlich befuhren die beiden noch das Marinelli Couloir bei Macugnaga am 20.07.1969. Es ist die längste Rinne in den Alpen (zumindest wird dies allgemein angenommen, es gibt aber ein paar vergleichbar lange Rinnen). Etwa ein Monat zuvor war Saudan dort hinunter gefahren (am 10.06.), er war jedoch nicht von ganz oben gestartet sondern befuhr „nur“ die Rinne selbst, ohne den Gletscher im oberen Teil.

Manfred und Albrecht von oben aus in die Rinne eingefahren, wurden unten von einer Blaskapelle empfangen, mit Orden geehrt und ordentlich gefeiert. Es ging jedoch auch eine Lawine durch die Rinne ab und verfehlte die beiden nur knapp. Aus dem Grund beendeten die beiden ihr „öffentliches“ Skifahren.

Marinelli Couloir

Mit der Einstellung, den Medien gezielt Informationen über das Steilwandskifahren zukommen zu lassen, konnte ein weiterer Pionier der ersten Stunde, Heini Holzer, Kaminkehrer aus Südtirol, zunächst nicht viel anfangen. Zwar schrieb er gelegentlich für lokale Zeitungen und den Südtiroler Alpenverein über den aktuellen Stand des alpinen Felskletterns, er zählte zu den besten Alpinisten seiner Zeit, hatte jedoch nie vor Profi zu werden, um von seiner Leidenschaft zu leben. Je mehr sich herumsprach, wie stark der kleine Schlotenfeger jedoch war, desto mehr drängten Heini auch größere Magazine gegen Geld seine Abfahrten zu vermarkten. Die Finanzen waren knapp und da sein „Hobby“ recht kostspielig wurde, akzeptierte Holzer schließlich und ließ ein immer größeres Publikum an seinen Abenteuern teil haben.

Heini Holzer
Heini Holzer

Er hielt Vorträge und war regelmäßig in der Presse vertreten. Insbesondere der Chefredakteur des „Alpinismus“ Toni Hiebeler griff die Erstbefahrungen Holzers gerne auf, ließ Heini selbst Artikel veröffentlichen und nahm auch die Leistungen anderer in sein Magazin auf. Es gab einiges zu lesen, der Strom an Meldungen riss nicht ab. Alleine Holzer schaffte 103 Erstbefahrungen – dazu kamen noch die Berichte der anderen Aktiven. Das deutschsprachige Magazin „Alpinismus“ war dem sympathischen Holzer sehr verbunden und druckte viel über ihn. Im Jahr 1976 war dieser zudem in einem Film zu sehen – für die Dokumentation „Abenteuer Ski“ hatte Jürgen Gorter auch den kleinen Kaminkehrer auf Celluloid gebannt. Holzers Steilwandskifahrerkarriere endete mit seinem Tod. Er stürzte bei dem Versuch der Erstbefahrung am 04.07.1977 die Nordwand des Piz Roseg hinab. Er wurde 32 Jahre alt.

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Holzer, Hiebeler

Ähnlich wie Holzer handhabten es auch zahlreiche Franzosen. Im Grunde waren sie keine Selbstdarsteller, sie waren in erster Linie Bergsteiger, oft Bergführer. Die Möglichkeit mit ihrer Skileidenschaft Geld zu verdienen, schlugen sie aber nicht aus. Zu ihnen zählen gerade während der Anfangszeit des Steilwandskifahrens unter anderem Anselme Baud, Patrick Vallençant, Yves Détry, Laurent Giacomini, Jacky Bessat und Serge Cachet Rosset.

Patrick Vallençant

Diese Pioniere waren zwar nicht die ersten Skifahrer, die steile Abfahrten befuhren, sie waren aber die ersten, die sich auf diese Disziplin erfolgreich medial konzentrierten. Mit dem Schwung und der erlangten Aufmerksamkeit, welche sich bis Mitte der 70er Jahre innerhalb von gut 10 Jahren aufgebaut hatten, schafften es immer mehr Steilwandskifahrer sich einen Namen zu machen.

Serge Cachat Rosset

Serge Cachat-Rosset war im Massiv des Mont Blanc bereits Anfang der 1970er auf der Jagd nach Erstbefahrungen. Bereits 1971 befuhr Serge die Nordwand des Tête Blanche und auch das Couloir Contamine geht ebenso auf sein Konto wie die Zweitbefahrung des Spencer Couloirs. Er nahm es dabei nicht so genau mit der Ethik der Alpinisten und flog auch mit Helikoptern hinauf.

Anselme Baud 2011
Anselme Baud 2011

So schaffte er es am 1. August 1973, dass er Anselme Baud und Patrick Vallençant das Couloir Couturier an der Aiguille Verte vor der Nase wegschnappte. Die beiden Freunde hatten nur Stunden vor Rosset abbrechen müssen und fühlten sich um ihre Befahrung betrogen. Sie schafften es vier Tage später, stiegen aus eigener Kraft hinauf und fuhren innerhalb nur einer Stunde hinunter, für alle gut sichtbar absichtlich genau in der Mitte der Rinne. Serge hatte volle 4 Stunden für die Abfahrt benötigt und dabei die Rinne stets in ihrer vollen Breite durchquert, um an den äußersten Rändern, dort wo es am sichersten war, die Kurven zu fahren. Die Zeitung „Dauphiné Liberé“ erklärte die Abfahrt von Baud und Vallençant für ungültig, da die beiden nicht vom Gipfel gestartet waren.

Aiguille Verte – Couloir Cuturier

Die Gipfeleiskappe ist mit Skiern fahrbar, jedoch relativ einfach und die beiden sahen keine Notwendigkeit die letzten Meter auch noch hinauf zu stapfen. Die Antwort der beiden auf das Geschehene kam als Artikel in der Zeitschrift „La Montagne et l’Alpinisme“ (No. 1 – 1974): „Ski Extrêm: Une nouvelle forme d’alpinisme.“ (Extremski: eine neue Form des Alpinismus) Darin erläuterten sie die Ethik des Alpinismus, dass Steilwandskifahren eine neue Form des Alpinismus ist und daher auch die gleichen strengen Regeln gelten müssen. Diese besagen, dass mit eigener Kraft aufgestiegen werden muss und keine anderen Mittel als die des Alpinisten bei der Abfahrt erlaubt sind. Diese Ethik gilt bis heute als.

Unbeeindruckt setzte Serge seine Art des Steilwandskifahrens weiter fort. Im Jahr 1973 befuhr Chachat-Rosset die Nordwand der Aiguille de Goûter. Er war mit der Zuhilfenahme von Helikoptern als reiner Skifahrer oben abgesetzt worden und fuhr auch als solcher ab. Seine Ausrüstung war minimal. Oft nahm er, wie sein Vorbild Sylvain Saudan, noch nicht einmal einen Rucksack mit. Ihm ging es einzig und alleine um die Abfahrt – insbesondere die Erstbefahrung. Für das Couturier Couloir hatte Serge nichts weiter dabei als 40 Meter Seil, zwei Karabiner und zwei Eishaken – verstaut in einem „Wimmerl“, einer etwas größeren Gürteltasche, fast wie ein ganz normaler Skitourist der gerade aus dem Lift steigt.

Buchrezension – Freeski Tirol, Skialpinismus in der Mieminger Kette

Freeski Tirol – Reini Scherer

Bei meinen Recherchen über das Steilwandskifahren bin ich schnell auf Reini Scherer gestoßen. Nachdem ein regelmäßiger Telefonaustausch zustande gekommen war habe ich ihn auch ein paar Mal besucht. Er sprach auch von seinem Vorhaben ein Buch über die steilen Abfahrten in der Mieminger Kette zu schreiben. Sogar ein erstes Manuskript bekam ich  zu sehen. Eine ganze Weile unterhielten wir uns über die am besten zu verwendende Schwierigkeitsskala. Da jetzt, Ende März Anfang April, die Bedingungen für solche interessanten Abfahrten häufiger passen hier die Rezension.

Bild klicken + Buch kaufen = ich kann mir ca. 1/4 Bier leisten Danke!

Zum Autor

Reini Scherer ist in der Österreicher Kletterszene eine bekannte Größe. Weltmeistertitel en Masse, Nationaltrainer des Kletterteams, Leiter des Tivoli Kletterzentrums, Erstbegehungen bis in den 11. Grad … und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. In den letzten Jahren hat er sich etwas vom Sportklettern gelöst und ist stärker in den Alpinismus eingetaucht – insbesondere mit Ski an den Füßen. Ein ausführliches Portrait über Reini gibts später.

_MG_9528Reini in seinem Mancave

Überblick:

407 Seiten, 130 Abfahrten (ohne Varianten), ein Seil gehört immer in den Rucksack. Damit könnte man schon ganz gut beschreiben, um was für ein Kaliber es sich hier handelt. „Leichte“ Touren, die unter 40° steil sind haben in diesem Führer Seltenheitswert. Doch damit nicht genug, Reini schreibt über Sicherheit, über die Geschichte, macht sich Gedanken zum Steilwandskifahren, gibt Materialtipps, hat auch den Naturschutz im Kopf und eine Liste mit den in Tirol dokumentierten Abfahrten gibt es auch noch.

IMG_6547Ausführliche Einleitung

Aufbau:

Gewicht: 559 g
Länge x Breite x Höhe: 18,5 x 12 x 2,2 cm
Seiten: 407
Material: gepresste und verklebte Cellulose mit Lackierung
Steifigkeit: Nudel
Saison: 1. Auflage 2012
Preis: 29,80 €

Das Buch beginnt mit einer Reihe von, aus meiner Sicht, sinnvollen Einführungen. Es wird erst mal erklärt, um was es eigentlich geht, dass es eben kein normaler Skitourenführer ist. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Bewertung und hier hat Reini als einer der wenigen Autoren der Ostalpen auf die langbewährte Volo-Skala zurück gegriffen. Diese Bewertungsskala eignet sich besonders für schwere und sehr schwere Touren – also Touren, bei denen jede andere Skala versagt. Gerade in dem Bereich wird es aber so wichtig zu differenzieren. Jeder Kletterer weiß wovon die Rede ist: Eine 7er Route schafft man noch ganz gut, bei 7+ geht aber nix mehr oder nur an ganz guten Tagen.
Im Anschluss an die Einführungen kommen satte 340 Seiten voll mit Touren. Als Abschluss gibt es dann noch eine von Reini recherchierte Zusammenfassung von dokumentierten Skiabfahrten in Tirol.

IMG_6549Tipps & Tricks

Inhalte:

Wenn die Knie schon beim Lesen schlottern oder man bei der Betrachtung von Bildern einzig die Frage „Wo ist der Typ da runter????“ hat, dann hat man es eindeutig mit einem Buch übers Steilwandskifahren der heftigsten Art zu tun. In Gesprächen sagte mir Reini, dass sein Anspruch der war, jede nur mögliche Abfahrtslinie in den Mieminger Bergen in das Buch aufzunehmen.

Es hat ca. 5 Jahre gedauert alles zu fahren. Ja genau: Fahren – denn jeden Höhenmeter ist er selbst rauf und wieder runter. Durch dieses enorme Engagement ist aber ein äußerst detailreicher Führer entstanden, der mit wertvollem Inhalt geradezu überladen ist. Die trockene, pointierte Stilform hilft die alpinen Leistungen ins rechte Licht zu rücken. Außerdem merkt man daran, dass hier jemand schreibt, der sich auch wirklich auskennt.

Es gibt den lustigen Trend bei Bergbüchern einfach möglichst viele Touren rein zu packen. Egal ob man die selbst als Autor gemacht hat oder nicht. Führt dann zu tollen Erlebnissen, wie ich mal eines hatte und das mit einem Verhauer endete, dessen Schimpfworttirade nicht ins Internet gehört.

So etwas passiert hier nicht. Jedenfalls nicht, so lange man sich an Reinis Worte hält. Die Touren sind durchgängig ausgezeichnet beschrieben. Abseilstellen, Kletterpassagen (sic), Gegenanstiege und was nicht noch alles sind immer gut vermerkt. Selbst Varianten tauchen auf.

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Eine Besonderheit ist auch, dass Reini einige der Abfahrten als Erstabfahrten geschafft hat. Das hat auch zur Folge, dass der gute Mann häufiger mit seiner Wunderwaffe, einer Bosch Uneo, unterwegs war und ist. Diesem Umstand ist es denn auch zu verdanken, dass immer sehr exakt beschrieben ist wo sich die Bohrhakenlaschen verstecken. Jeder, der schon mal nach so einer ******* Abseilstelle gesucht hat wird dies zu schätzen wissen.

Angereichert wird das Buch durch die ein oder andere Annekdote. Das hilft sehr, um die ganze Sache auch für nicht ganz so versierte Aspiranten etwas greifbarer zu halten. Es wird daraus schnell klar: Alles kann, nichts muss – und es bedarf immer sehr viel Aufwand, bis es geht. Die Planung und Vorbereitung ist das A und O.

Viel mehr möchte ich hier jetzt auch gar nicht vorgreifen, denn um was für ein Schwergewicht es sich hier handelt, kann man wohl schon aus den paar Zeilen hier herausinterpretieren.

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Region:

Nun, der Titel sagt es ja schon: Die Mieminger Berge. Das heißt also irgendwo zwischen dem Inntal und dem Wettersteinmassiv. Von München und Innsbruck in kürzester Zeit zu erreichen. Den ein oder anderen Abstecher auf benachbarte Berge gibts obendrauf.
Hier die Liste:
Simmering
Grünberg
Grünstein
Wank
Griesspitze
Hochplattig
Hohe Wand
Hohe Munde
Karkopf
Breitenkopf
Mitterspitze
Igelkopf
Tajakopf
Ehrwalder Sonnenspitze
Wampeter Schrofen
Handschig
Hochwannig
Zugspitze

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Fazit:

Geilomat. Das ist der Stoff, von dem wir hier bei uns noch viel mehr brauchen! In anderen Regionen der Alpen, insbesondere rund um Chamonix, ist ja quasi schon jeder befahrbare Schneefleck mal irgendwo beschrieben worden (und trotzdem gibt es laufend Erstbefahrungen). Aber bei uns, da hat so etwas eindeutig gefehlt. Die Mahner, dass aufgrund solcher Tourenführer viel mehr passiert und die Bergwacht ständig auf Rettungseinsätzen unterwegs sein würden, wurden übrigens widerlegt. Offensichtlich kann jeder Aspirant solcher Lines schon ganz gut abschätzen was er wann und wo meistern kann.

Empfehlung

Kaufbefehl! Selbst wenn die meisten gar nicht in der Lage sind alles in dem Buch zu meistern, bringt einen das Büchlein mächtig zum träumen und sollte daher in keinem Bücherregal fehlen.

Hier holen:
Freeski Tirol: Skibergsteigen in der Mieminger Kette